Samstag, 29. November 2025

Herta Oberheuser NS Ärztin💀

 Herta Oberheuser NS Ärztin💀


Herta Oberheuser (* 15. Mai 1911 in Köln; † 24. Januar 1978 in Linz am Rhein) war eine deutsche Hautärztin. Als Ärztin im KZ Ravensbrück war sie verantwortlich für Menschenversuche mit Sulfonamiden, für die sie als einzige Frau beim Nürnberger Ärzteprozess angeklagt und verurteilt wurde.


Oberheuser wurde am 15. Mai 1911 in Köln als Tochter eines Ingenieurs geboren. Sie wuchs in Düsseldorf auf, wo sie 1931 das Abitur ablegte. Anschließend studierte sie in Bonn und Düsseldorf Medizin. Die Familie Oberheuser war nicht wohlhabend, sodass Oberheuser sich ihr Studium teilweise selbst finanzieren musste. Sie legte 1936 ihr Staatsexamen ab.


Dann entschloss sie sich zu einer Fachausbildung als Hautärztin und wechselte an die Düsseldorfer Hautklinik. Den Facharzttitel für Dermatologie erlangte sie 1940.



Sie trat 1935 dem nationalsozialistischen Bund Deutscher Mädel bei, wo sie bis zur Ringärztin aufstieg. Am 8. Juli 1937 beantragte sie die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 4.468.291). Später schloss sie sich auch dem nationalsozialistischen Schwesternverband, NS-Ärztebund und Reichsluftschutzbund an.


Im Jahre 1940 wurde sie auf eine Stellenanzeige in einer medizinischen Fachzeitschrift aufmerksam. Es wurde eine Stelle als Lagerärztin in einem „Frauen-Umschulungslager“ ausgeschrieben. Dabei handelte es sich um das Konzentrationslager Ravensbrück. 


Auf ihre Bewerbung hin wurde sie zunächst drei Monate eingearbeitet und schließlich für das KZ Ravensbrück dienstverpflichtet, wo sie von Anfang 1941 bis Sommer 1943 unter den Standortärzten Walter Sonntag und Gerhard Schiedlausky tätig war. Danach wechselte sie als chirurgische Assistentin in die Heilanstalt Hohenlychen zu Karl Gebhardt, wo sie bis Kriegsende arbeitete.


                                         Karl Gebhardt in Hohenlychen (1935)

Medizinische Experimente in Ravensbrück dienten meist der Erforschung der Vitalfunktionen unter Extremzuständen, oft mit Blick auf eine militärische Nutzung zur Behandlung von Erfrierungen oder Verletzungen, die Soldaten im Kampf erleiden können. 



Die entsprechenden Verletzungen wurden den Testpersonen zugefügt, und man erstellte Statistiken und experimentierte mit Heilmitteln. Nach Vorläufer-Experimenten im KZ Sachsenhausen wurden in Ravensbrück unter anderem Versuche mit Sulfonamiden unternommen, auf die man als Antibiotika große Hoffnungen bei der Behandlung Verwundeter setzte. 



Den Opfern der Versuche wurden Bakterien, Fäulniserreger, Holzsplitter und Glas in eigens hierfür zugefügte Wunden eingebracht, womit man Verletzungen durch Bombensplitter imitierte. Der Wundverlauf und die Wirkung der getesteten Medikamente wurden dokumentiert und analysiert. Viele Opfer starben noch während der Experimente, andere Jahre später an den Folgeerscheinungen.


Bei all diesen Operationen war als verantwortlicher Arzt in Ravensbrück Karl Gebhardt genannt worden, seine Assistenten waren Fritz Fischer, Ludwig Stumpfegger und Oberheuser. Da ihre Kollegen die Versuchsbedingungen mit der Zeit nicht mehr aushielten, übernahm Oberheuser nach und nach immer mehr Funktionen ihrer Kollegen, wodurch sie die Durchführung der Versuche sicherstellte. 


Fritz Fischer als Angeklagter in Nürnberg

Zu ihren Aufgaben gehörte es, die weiblichen Häftlinge für die Experimente auszuwählen, während der Operationen zu assistieren und die Nachversorgung zu gewährleisten, welche zumeist aus einer gezielten Nichtversorgung oder auch gezielten Verschlechterung des Heilungsverlaufs bestand, um ein Höchstmaß an Infektion zu erreichen. Sie wählte in erster Linie junge Polinnen aus, die aus politischen Gründen im Konzentrationslager inhaftiert waren. 


Nach erfolgter Behandlung wurden zahlreiche Frauen von Oberheuser durch Injektionen ermordet, was sie im Nachhinein als humanitären Akt darzustellen versuchte. Anders als ihre Kollegen, die ebenfalls Patientinnen gezielt durch Spritzen töteten, wählte Oberheuser Benzininjektionen, deren Wirkung erst nach drei bis fünf Minuten und bei vollem Bewusstsein der Versuchsopfer einsetzte.


Aussagen Oberheusers zeigen deutlich ihre Einstellung gegenüber den Patientinnen, welche sie als Kaninchen und nicht als Menschen wahrnahm.


Oberheuser war nicht nur an medizinischen Experimenten, sondern auch an Zwangsabtreibungen und weiteren medizinischen Eingriffen beteiligt. Diese wurden selbst an Frauen, die bereits im siebten oder achten Monat schwanger waren, vorgenommen. Gerhard Schiedlausky bestätigte dies, allerdings habe er nur auf Befehl gehandelt. Oberheuser und Rosenthal hätten ihm zunächst hierbei assistiert, später aber die Eingriffe selbständig durchgeführt. Neben der Abtreibung durch ärztlichen Eingriff kam es auch zum Abort durch Schläge und zur Tötung von Neugeborenen.



Die Ärztin war während ihrer Arbeitszeit in Ravensbrück nachweislich mit mindestens 60 Opfern konfrontiert. Anders als ihre männlichen Kollegen hat Oberheuser die Ergebnisse ihrer Arbeit im Konzentrationslager Ravensbrück nicht für ihre weitere Karriere nach Kriegsende benutzt. Sie sah ihre Aufgabe in der Unterstützung ihrer männlichen Vorgesetzten, trug damit aber wesentlich zur Realisierung der Menschenversuche bei.


Der Prozess:

Die Verhandlung gegen Oberheuser fand am 3. und 8. April 1947 statt. Oberheuser war die einzige Frau, die im Nürnberger Ärzteprozess wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit angeklagt wurde. Sie wurde von Alfred Seidl, der im Hauptkriegsverbrecherprozess Rudolf Heß und Hans Frank verteidigt hatte, juristisch vertreten.



Oberheuser versuchte vor Gericht, sich mit ihrer „Weiblichkeit“ und dem Argument, dass eine Frau – also auch sie selbst – nicht so brutal sein könne, zu rechtfertigen. Damit war ihr Verhalten, bewusst oder unbewusst, Teil eines gesellschaftlichen Konsenses, dass Frauen und damit auch sie selbst nicht zu solchen Taten fähig seien. Wissenschaftlich wurde diese Frage im sogenannten Historikerinnenstreit ausführlich behandelt. Auch erklärte sie, dass die Experimente dem Zweck gedient hätten, das Leben 100.000er verwundeter Wehrmachtssoldaten zu retten. 


Oberheuser erklärte ferner vor Gericht, dass sie von den Geschehnissen im Lager nichts gewusst habe beziehungsweise sich nicht mehr daran erinnern könne, gleichzeitig zog sie sich immer wieder auf ihren medizinischen Status zurück. Außerdem erklärte sie, dass Anordnungen auf sie gewirkt hätten, als ob sie direkt von Adolf Hitler kämen und damit legitim gewesen seien. Der von ihr geschilderten passiven Rolle widerspricht die Verleihung des Kriegsverdienstkreuzes. 


Ärzte wie Oberheuser und Fischer gaben bei Befragungen nach Kriegsende an, den zum Tode verurteilten Frauen mit diesen Versuchsoperationen eine Chance zum Überleben gegeben zu haben. Dem widerspricht aber, dass Frauen, wenn sie von den Experimenten genesen waren, sehr häufig ermordet wurden oder infolge weiterer Versuche starben.


Herta

Das Gericht befand sie nach vierwöchiger Beratungszeit für schuldig, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Am 20. August 1947 wurde Oberheuser im Nürnberger Ärzteprozess zu zwanzig Jahren Haft verurteilt, ohne dass ihr die Zulassung als Ärztin entzogen wurde. Da sie aufgrund ihres Geschlechts nicht in dieser Funktion Mitglied der SS werden konnte, wurde sie auch nicht wegen der Mitgliedschaft in einer verbotenen Organisation verurteilt. 


Das Urteil wurde 1951 auf zehn Jahre reduziert, und bereits am 4. April 1952 wurde Oberheuser aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg wegen guter Führung entlassen. Sie war etwa fünf Jahre inhaftiert und wurde später mit der Empfehlung des Bundesarbeitsministeriums als Spätheimkehrer anerkannt, wodurch sie eine spezielle berufliche Förderung genoss.


Nach ihrer Haftentlassung ließ sich Oberheuser wenig später als praktische Ärztin in Stocksee bei Neumünster nieder und arbeitete gleichzeitig bei der Johanniter-Heilstätte in Plön. Von einer Überlebenden aus dem KZ Ravensbrück wurde sie 1956 erkannt und angezeigt. Nach dem Bekanntwerden von Vorwürfen gegen ihre Person wurde sie aus der Johanniter-Heilstätte entlassen. 


Gleichzeitig eröffnete die Kieler Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen Oberheuser wegen des Verdachts einer strafbaren Handlung, das jedoch bereits 1957 mit der Begründung eingestellt wurde, dass Oberheuser nicht zweimal für dieselbe Tat bestraft werden könne und das Verfahren in Nürnberg rechtmäßig abgeschlossen sei. 



Die Verfahren waren von größeren bürokratischen Schwierigkeiten geprägt, da die Akten aus Nürnberg nie in den deutschen Bestand überführt worden waren. Trotz des langwierigen und von starkem medialem Interesse geprägten Prozesses um die Schließung der Praxis und Entziehung der Zulassung florierte Oberheusers Privatpraxis.


Im Mai 1965 verließ sie Stocksee und zog nach Bad Honnef. Am 24. Januar 1978 starb sie im nahegelegenen Linz am Rhein.

Sonntag, 16. November 2025

💀 Magda Goebbels👪

💀 Magda Goebbels👪


Magda Goebbels (* 11. November 1901 in Berlin als Johanna Maria Magdalena Behrend, ab 1908 Friedländer, ab 1920 Ritschel, 1921 bis 1931 Quandt; † 1. Mai 1945 ebenda) war die Ehefrau des nationalsozialistischen Politikers Joseph Goebbels. Sie wurde propagandistisch zur Vorzeigemutter des Dritten Reiches stilisiert.



Kindheit und Jugend
Magda Goebbels wurde als Tochter des damals noch unverheirateten katholischen Dienstmädchens Auguste Behrend geboren. Ihr Vater war angeblich der Bauunternehmer und promovierte Ingenieur Oskar Ritschel, der Auguste Behrend kurz nach der Geburt ihrer Tochter heiratete. 



Die Mutter ließ sich 1905 scheiden und heiratete 1908 den in Brüssel tätigen wohlhabenden jüdischen Kaufmann Richard Friedländer, der Magda adoptierte und dessen Namen sie annahm. Ritschel und Friedländer, die einander persönlich schätzten, wetteiferten um die Erziehung des Einzelkindes. Friedländer kam im Februar 1939 im KZ Buchenwald ums Leben. Magda wuchs in bürgerlicher Atmosphäre auf. In ihrem 19. Lebensjahr am 15. Juli 1920, 13 Tage vor ihrer Verlobung mit Quandt, adoptierte Ritschel sie.


                                                                   Richard Friedländer (1936)

In Belgien besuchte Magda Friedländer die katholischen Klosterschulen in Vilvoorde bei Brüssel. Bei Beginn des Ersten Weltkrieges zogen Mutter und Tochter nach Berlin; der Stiefvater folgte später. Dank der Unterstützung durch Ritschel konnte Magda weiterhin ein Mädcheninternat besuchen.


Während zahlreicher Besuche bei ihrem Vater Ritschel, der in Duisburg lebte und der Krefelder Freimaurerloge 
Eos angehörte, wurde sie von ihm in den Buddhismus eingeführt.



Während ihrer Schulzeit verliebte sie sich in den Bruder einer Mitschülerin, Viktor Chaim Arlosoroff. In der Familie Arlosoroff wurde sie mit dem jüdischen Glauben vertraut. Sie trug den Davidstern an einer Kette um den Hals und erwog sogar kurzzeitig, mit Chaim Arlosoroff ins damalige Palästina auszuwandern. Arlosoroff heiratete 1919 Gerda Luft, mit der er 1924 nach Palästina auswanderte.


                                                     Chaim Arlosoroff (1933)

Auf einer Bahnfahrt nach Goslar im Februar 1920 lernte Magda Friedländer im überfüllten Zug den in einem reservierten Abteil erster Klasse sitzenden Industriellen Günther Quandt kennen, der doppelt so alt wie sie und seit anderthalb Jahren verwitwet war. Magda fand Gefallen an ihm und an der Aussicht, durch eine Heirat in die Oberschicht aufzurücken. 


                                                                   Günther Quandt (1941)

Sie verlobten sich an seinem 39. Geburtstag am 28. Juli 1920 und heirateten am 4. Januar 1921. Vorher hatte sie den Nachnamen ihres leiblichen Vaters (Ritschel) annehmen müssen, da Günther Quandt sich weigerte, Magda mit ihrem seiner Meinung nach jüdisch klingenden Namen (Friedländer) in seine protestantische Familie aufzunehmen. Sie wechselte auch zum protestantischen Glauben.


                 Günther Quandt (Bildmitte) mit seinen Brüdern Werner und Gerhard im Jahr 1890.

Magda Quandt war auch für die Erziehung der zwei Kinder aus der ersten Ehe von Günther Quandt zuständig, deren Mutter 1918 an der Spanischen Grippe gestorben war. Zehn Monate nach der Heirat kam am 1. November 1921 Sohn Harald zur Welt. Sie wurde in dieser Ehe nicht glücklich – ihre Bedürfnisse nach kulturellem und gesellschaftlichem Leben mit rauschenden Festen entsprachen nicht der Lebensführung des älteren, nüchternen Quandt.



                        Harald Quandt, als Luftwaffen-Offizieranwärter im Feldwebelrang, 1942

Günther und Magda Quandt entfremdeten sich einander stetig. Als er im Mai 1928 erfuhr, dass Magda ihn mit einem Studenten betrog, warf er sie aus seinem Haus. Das „skandalöse“ Verhältnis mit einem Liebhaber war geeignet, eine Scheidung zu provozieren.


Als 10-Jähriger (in Uniform) bei der Hochzeit seiner Mutter mit Joseph Goebbels, im Hintergrund Adolf Hitler

Die von Magda ausgesprochene Drohung, kompromittierende Briefe zu veröffentlichen, die Quandt „von Frauenzimmern niedrigeren Standes“ erhalten hatte, verhalf ihr dann zu einer reichlichen Abfindung: 50.000 RM für eine neue Wohnung, 20.000 RM für Krankheitsfälle, 4.000 RM monatliche Zahlung, und weiterhin freie Benutzung des Quandtschen Gutes mit Neorenaissanceschloss aus den 1880er Jahren in Severin. Außerdem erhielt sie das Sorgerecht für den Sohn Harald.


Im Sommer 1929 wurde die Ehe geschieden. Von den Zahlungen konnte sie sich eine repräsentative Wohnung am Reichskanzlerplatz in Berlin-Westend sowie ein Kindermädchen und eine Köchin leisten.




Obwohl sich die oben erwähnten Spannungen zwischen Magda und Joseph Goebbels nie nachhaltig auflösten, fand am 19. Dezember 1931 ihre Hochzeit auf Gut Severin bei Parchim in Mecklenburg statt. Dieses gehörte ihrem Ex-Mann Quandt, der von der Hochzeit auf seinem Gut jedoch nichts wusste. 


                                   Gut Severin bei Parchim in Mecklenburg

Goebbels wurde wegen der aus kirchlicher Sicht illegitimen Heirat einer geschiedenen (noch dazu zum Protestantismus übergetretenen) Frau von der katholischen Kirche exkommuniziert. Der nun zehnjährige Sohn Harald wohnte der Zeremonie in DJ-Uniform bei. Adolf Hitler war Trauzeuge.



Schon vor der Hochzeit hatte Hitler eine freundschaftliche Beziehung zu Magda aufgebaut, von der er sehr angetan war. Es war auch Hitler, dessen Urteil über eine mögliche Hochzeit für beide zukünftigen Eheleute maßgeblich war. Goebbels stellte dar, dass Hitler dem Glück seines alten Kameraden nicht im Wege stehen wollte, obwohl er selbst kurz Interesse an einer Beziehung mit Magda gezeigt haben soll. 

                                                                 Adolf Hitler

Hitler habe seine eigenen Ambitionen zurückgestellt und schließlich als geradezu väterlicher Freund dem verliebten Paar „seinen Segen gegeben“. Aufgrund der Schilderungen von Hitlers Berater Otto Wagener und anderer Hinweise gehen Historiker wie der Goebbels-Biograph Peter Longerich hingegen davon aus, dass Hitler die Hochzeit keineswegs nur duldete, sondern sie bewusst arrangierte, da er sich von der Ehe der beiden so öffentlichkeitstauglichen und treuen Nationalsozialisten propagandistischen Nutzen versprach und sich gleichzeitig ausrechnen konnte, über seinen engen Kontakt mit dem ihm völlig ergebenen Goebbels auch mit Magda weiter in Kontakt bleiben zu können.



                                                              Otto Wagener

Beides trat ein. Hitler wurde ein enger Freund der Familie, der das Ehepaar und dessen Kinder häufig in Berlin besuchte. Auch wurde Familie Goebbels häufig auf den Obersalzberg in Hitlers Privatresidenz eingeladen. Immer wieder verbrachten Magda und Hitler gemeinsame Zeit auch ohne Joseph Goebbels, mitunter tagelang. Ob das Verhältnis der beiden phasenweise auch intimer Natur war, ist unbekannt. Longerich bezeichnet die Konstellation als eine „Dreiecksbeziehung“.



                                                          Obersalzberg

´´Von der NS-Propaganda zur Übermutter stilisiert, war Magda Goebbels ein Vorbild für die „deutsche Frau“ während der Zeit des Nationalsozialismus. Da Hitler bis kurz vor seinem Selbstmord im April 1945 unverheiratet blieb, übernahm Magda Goebbels die propagandistisch bedeutsame Position einer „First Lady“; sie repräsentierte das Dritte Reich bei Empfängen, Bällen und Staatsbesuchen.




Als Rednerin trat sie nur einmal öffentlich in Erscheinung: Am 14. Mai 1933 hielt sie im Radio einen Vortrag zum Thema die deutsche Mutter. Später gab sie der englischen Zeitung Daily Mail ein Interview zu demselben Thema. Nach der Verdrängung der deutschen Frau aus dem öffentlichen Leben befragt, sagte Magda Goebbels, dass die in England verbreiteten Gerüchte stark übertrieben seien.


Tatsächlich strebte sie zu dieser Zeit an, das Modeamt zu leiten. Ihr Mann war jedoch strikt dagegen, worüber es am 20. Juli 1933 zum Streit kam. Der Völkische Beobachter meldete ihren Rücktritt vom Ehrenvorsitz.


Ihre Kinder stellte Magda Goebbels in den Dienst der NS-Propaganda. 1938 ließ sie das Leben ihrer Kinder verfilmen: Sie wurden als „rein arische“ Kinder dargestellt. Im Gegensatz dazu sah man Bilder behinderter und damit im Sinne der NS-Ideologie „wertloser“ Kinder. Im Jahr 1942 erreichte die Familienpropaganda einen Höhepunkt, als die Goebbels-Kinder rund dreißig Mal in der Wochenschau zu sehen waren. 


Die Familie Goebbels war damit die Vorzeigefamilie des Dritten Reiches. Doch anders als dargestellt, kümmerte sich Magda Goebbels selbst wenig um ihre Kinder. Diese Aufgabe übernahmen meist Kindermädchen und Erzieherinnen, während die Mutter oft wochenlang nicht zu Hause war.



                                   Wochenschau-Sprecher Harry Giese 1941

Spätestens im Laufe des Jahres 1935 erfuhr sie von diversen flüchtigen Affären ihres Mannes, vor allem mit jungen Künstlerinnen aus dem Funk- und Filmbereich. Anfangs versuchte Magda, dies zu tolerieren, ertränkte ihren Kummer allerdings mit zeitweise exzessivem Alkoholkonsum. 


Erst als ihr Mann im Sommer 1938 erklärte, dass er die tschechische Schauspielerin Lída Baarová liebe, und seine Frau zur Führung einer Ehe zu dritt aufforderte, beschwerte sie sich bei Hitler über das Verhalten ihres Mannes. Hitler bestellte beide Eheleute zu sich auf den Berghof. 



                                                           Lída Baarová (1940)

Während Joseph Goebbels zu Beginn der Gespräche – an denen auch Hermann und Emmy Göring teilnahmen – fest entschlossen war, an seiner Beziehung zu Baarová festzuhalten, entschied Hitler, dass Goebbels sich von Baarová in einem von Göring beaufsichtigten Telefonat trennen müsse. Die Ehe wurde auf Hitlers Anweisung hin auf Probe fortgeführt, wobei er die Entscheidung alleine Magda Goebbels überließ, ob die Ehe dauerhaft fortgesetzt werde oder nicht. Goebbels fügte sich.



                                                           Hermann Göring


Bemerkenswert ist, dass Magda Goebbels zu dieser Zeit ihren Mann selbst mit dessen zwei Jahre jüngerem Staatssekretär Karl Hanke betrog, der sich im weiteren Verlauf bei Beginn des Krieges als Soldat meldete (oder melden musste), da die Fortsetzung seiner Tätigkeit als Staatssekretär im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda aufgrund der privaten Verwicklungen als nicht mehr tragbar angesehen wurde. Offenbar hatte Hitler auch auf Magda erheblichen Druck ausgeübt, die Ehe trotz aller Widrigkeiten fortzusetzen.


                                                            Karl Hanke (1938)

Porträt der Familie Goebbels 1942: Mitte Magda Goebbels, Joseph Goebbels mit ihren sechs Kindern Helga, Hildegard, Helmut, Hedwig, Holdine und Heidrun. Dahinter Harald Quandt in der Uniform eines Feldwebels der Luftwaffe (retuschierte Postkarte)
Als die NS-Führung den Zweiten Weltkrieg begann, stellte sich Magda Goebbels mit ihren Kindern erneut in den Dienst der Propaganda. Sie machte eine Ausbildung zur Rotkreuzschwester und pflegte propagandawirksam zweimal in der Woche Verwundete.



                                         DRK-Schwestern in Danzig (1918)

Während die Ehe dem äußeren Schein nach wieder harmonisch verlief, zog sich Goebbels zunehmend von seiner Familie zurück. Das Verhältnis zu Magda bestand nur noch aus gelegentlichen Besuchen. Wegen der Luftangriffe auf Berlin zog Magda mit den Kindern im August 1943 von Schwanenwerder in das Landhaus Waldhof am Bogensee bei Lanke, was wiederum ihrem Mann, der nach wie vor verschiedene Verhältnisse, unter anderem mit von ihm abhängigen Schauspielerinnen hatte, das Ausleben seiner Neigungen in seinen Berliner Häusern erleichterte. 


                                            Wohngebäude des Waldhofs

Die Kinder gingen im nahe bei Lanke gelegenen Wandlitz zur Schule. Mit der zunehmend aussichtslos werdenden Kriegslage erkrankte Magda Goebbels des Öfteren und wurde Anfang 1944 für mehrere Tage in ein Sanatorium eingeliefert. Als Magda Goebbels am 20. Juli 1944 vom Attentat auf Hitler erfuhr, soll sie einen Nervenzusammenbruch erlitten haben. Am Telefon schwor sie ihm ihre „ewige“ Treue und erklärte sich bereit, für ihn zu sterben, „wenn in Berlin die Russen stehen“. Dafür sei sie nun zum „Äußersten“ entschlossen.


            Gedenktafel auf dem Gelände des ehemaligen Führerhauptquartiers Wolfsschanze

Magda Goebbels zog am Nachmittag des 22. April 1945 mit ihren Kindern in den Führerbunker.

Am 28. April 1945 schrieb Magda Goebbels einen Abschiedsbrief an ihren Sohn Harald Quandt, damals 23 Jahre alt, der sich in einem Kriegsgefangenenlager in Bengasi[9] befand. Dieser Brief ist die einzige schriftliche Hinterlassenschaft von Magda Goebbels.



                                                    Aufteilung des Führerbunkers

Mein geliebter Sohn! Nun sind wir schon 6 Tage hier im Führerbunker, Pappa, deine sechs kleinen Geschwister und ich, um unseren nationalsozialistischen Leben den einzigmöglichen ehrenvollen Abschluss zu geben … Ob Du diesen Brief erhältst weiss ich nicht, vielleicht gibt es doch eine menschliche Seele, die es mir ermöglicht, letzte Grüße zu senden. Du solltest wissen, dass ich gegen den Willen Pappa’s bei ihm geblieben bin, dass noch vorigen Sonntag der Führer mir helfen wollte hier herauszukommen. Du kennst deine Mutter, wir haben dasselbe Blut, es gab für mich keine Überlegung. Unsere herrliche Idee geht zu Grunde, und mit ihr alles was ich Schönes, Bewundernswertes, Edles und Gutes in meinem Leben gekannt habe. Die Welt, die nach dem Führer und dem Nationalsozialismus kommt ist nicht mehr wert darin zu leben und deshalb habe ich auch die Kinder hierher mitgenommen. Sie sind zu schade für das nach uns kommende Leben und ein Gnädiger Gott wird mich verstehen, wenn ich selbst ihnen die Erlösung geben werde. Du wirst weiterleben, und ich habe die einzige Bitte an DichVergiß nie, daß Du ein Deutscher bist, tue nie etwas, was gegen die Ehre ist und sorge dafür, daß durch Dein Leben unser Tod nicht umsonst gewesen ist. Die Kinder sind wunderbar …, niemals ein Wort der Klage oder ein Weinen. Die Einschläge erschüttern den Bunker. Die Größeren beschützen die noch Kleineren, und ihre Anwesenheit ist schon dadurch ein Segen, dass sie dem Führer ab und an ein Lächeln abgewinnen. Gott gebe, dass mir die Kraft bleibt, um das Letzte und Schwerste zu schaffen. Wir haben nur noch ein Ziel: Treue bis in den Tod dem Führer. Harald, lieber Junge – ich gebe dir noch das mit, was mich das Leben gelehrt hat: Sei treu! Treu dir selbst, treu den Menschen und treu deinem Land gegenüber … Sei stolz auf uns, und versuche uns in freudiger Erinnerung zu behalten …




Vielfache Aufforderungen, wenn schon nicht sich selbst, dann wenigstens die Kinder aus dem Bunker zu retten, beantwortete sie ablehnend. Laut Zeugenaussagen soll Magda Goebbels beim Anblick ihrer Kinder immer wieder in Tränen ausgebrochen sein.



Am 1. Mai 1945 wurden die sechs Kinder des Ehepaars Goebbels mit Gift ermordet. Wie und von wem die Kinder getötet wurden, konnte nicht abschließend geklärt werden. Laut Rochus Misch verabreichte Magda Goebbels ihren Kindern Kakao, in dem sie vorher ein Schlafmittel aufgelöst hatte. Danach habe sie ihren Kindern die Haare gekämmt und sie anschließend in weiße Nachthemden gesteckt. Während sie dies tat, habe sie ihren Kindern noch Hoffnungen gemacht, dass sie in ein paar Tagen wieder daheim in Schwanenwerder seien. Dann sei sie zusammen mit den Kindern und einem der Ärzte, Ludwig Stumpfegger, ins Kinderzimmer gegangen.


Ludwig Stumpfegger

Der SS-Zahnarzt Helmut Kunz (1910–1976) erklärte im Verhör durch die Sowjets am 7. Mai 1945, dass Magda Goebbels die Kinder vergiftet habe und er lediglich Tatzeuge gewesen sei. Magda Goebbels habe ihn Ende April aufgefordert, bei der Tötung ihrer sechs vier- bis zwölfjährigen Kinder Helga, Hilde, Holde, Hedda, Heide und Helmut zu helfen.


                                                         Helmut Kunze

Er habe das abgelehnt, sei jedoch von Magda Goebbels so unter Druck gesetzt worden, dass er sich schließlich bereit erklärt habe, die Kinder mit Morphiumspritzen zu sedieren, damit ihre Mutter ihnen dann Cyanid Kapseln (Blausäure) verabreichen konnte. Am Abend des 1. Mai 1945 – dem Tag nach Adolf Hitlers Suizid – habe er den Kindern das Morphium injiziert, Magda Goebbels sei jedoch nicht fähig gewesen, ihre Kinder zu töten. Kunz habe daraufhin den zweiten Leibarzt Hitlers, Ludwig Stumpfegger, herbeiholen müssen, der mit Magda Goebbels das Kinderzimmer betreten habe. 


                                                      Cyanid Kapseln

Beim Verlassen des Kinderzimmers habe Magda Goebbels gesagt, es sei „alles vorbei“. Am 19. Mai 1945 korrigierte Helmut Kunz seine Aussage dahingehend, dass Stumpfegger an der Tötung der Kinder mitgewirkt habe. (Ludwig Stumpfegger nahm sich am 2. Mai 1945 mit einer Blausäure-Giftkapsel gemeinsam mit Martin Bormann das Leben und konnte nicht mehr verhört werden). Kunz wiederholte diese zweite Version bei seinem späteren Prozess in der Bundesrepublik. Er bestritt nicht, den Kindern vorbereitend Morphium injiziert zu haben.



Zeugen sagten aus, dass Magda Goebbels nach der Ermordung ihrer Kinder schweigend Karten gespielt habe. Laut Rochus Misch legte sie Patiencen. Anschließend, gegen 21 Uhr, töteten sich Joseph und Magda Goebbels mit Blausäure. Laut Misch brachte sich Joseph Goebbels nicht gemeinsam mit Magda um, sondern erst am nächsten Morgen nach ihrem Suizid. Ihre Leichen wurden noch in derselben Nacht von Angehörigen der Bunkerbesatzung verbrannt. 



Am nächsten Tag gegen 17 Uhr entdeckten sowjetische Soldaten die Leichen der Eheleute Goebbels nur wenige Meter vom Notausgang der Reichskanzlei entfernt.



Ob vor dem Verbrennen noch Gnadenschüsse abgegeben wurden, konnte insbesondere bei Magda Goebbels, deren Leiche nicht mehr vollständig war, nicht mit Sicherheit geklärt werden. Es ist bekannt, dass Joseph Goebbels solche Gnadenschüsse angeordnet hatte. Für den Fall, dass das Verbrennungskommando keinen Zweifel am Tod, der beiden gehabt haben sollte, könnten die Gnadenschüsse unterlassen worden sein.


Die Leichen der Kinder waren bereits zuvor in einer Kammer des Führerbunkers aufgefunden worden. Für Beweiszwecke wurden sie neben die verbrannten Leichen der Eheleute Goebbels gelegt, um für die sowjetische Wochenschau gefilmt werden zu können.



Magda Goebbels bekam bis 1940 sechs Kinder aus der Ehe mit Joseph Goebbels, deren Vornamen alle mit H begannen. Hinzu kommt ihr Sohn Harald aus erster Ehe:


Harald Quandt

Harald Quandt wurde am 1. November 1921 geboren und starb am 22. September 1967 bei einem Flugzeugabsturz.


Helga Susanne

Helga wurde am 1. September 1932 geboren. Das älteste Kind des Ehepaars Goebbels wurde angeblich von Adolf Hitler bevorzugt. 1935 war sie auf der Titelseite zweier Zeitschriften abgebildet. Im Juli 1936 wurde sie zu ihrer Großmutter nach Peenemünde in die Ferien geschickt. Mit ihrer jüngeren Schwester Hilde und ihrem Vater wurde sie 1937 auf der Frühjahrsregatta in Berlin fotografiert. Sie benötigte 1939 eine Operation an ihrer Kehle. Im Alter von zwölf Jahren wurde sie mit Gift getötet.


Hildegard Traudel

Hildegard wurde am 13. April 1934 geboren. Sie wurde allgemein „Hilde“ genannt. Auf der Frühjahrsregatta 1937 in Berlin wurde sie mit ihrer älteren Schwester Helga und ihrem Vater fotografiert. Im Alter von elf Jahren wurde sie mit Gift getötet.


Helmut Christian

Helmut wurde am 2. Oktober 1935 geboren. Er war der einzige gemeinsame Sohn des Ehepaares Goebbels. In einer Tagebucheintragung von 1939 beschrieb ihn sein Vater als Clown. Helmut Christian träumte davon, Untergrundbahnschaffner zu werden. Joseph Goebbels war mit der Entwicklung seines Sohnes, den er als weibisch, weich und weinerlich wahrnahm, dauerhaft unzufrieden und vermutete als Grund, dass er andauernd nur von Frauen umgeben sei. Im Alter von neun Jahren wurde er mit Gift getötet.


Holdine Kathrin

Holdine – meist kurz „Holde“ genannt – wurde am 19. Februar 1937 geboren. Ihr Vater hatte 1939 in einer Tagebucheintragung notiert, dass ihre Geburt sehr kompliziert gewesen sei. Otto Meißner zufolge war sie das ruhigste der Kinder und wurde von den fünf lebhafteren Geschwistern meist „etwas an den Rand gedrängt“. Deshalb hing sie umso mehr an ihrem Vater, der ihre Anhänglichkeit gern erwiderte. Im Alter von acht Jahren wurde sie mit Gift getötet.



Hedwig Johanna

Hedwig wurde am 5. Mai 1938 geboren. Allgemein wurde sie „Hedda“ genannt. 1944 erklärte sie, SS-Adjutant Günther Schwägermann heiraten zu wollen, wenn sie erwachsen sei, weil sie von seinem falschen Auge fasziniert war. Kurz vor ihrem siebten Geburtstag wurde sie mit Gift getötet.



Heidrun Elisabeth


Heidrun wurde am 29. Oktober 1940 geboren. Sie war das jüngste Kind von Joseph und Magda Goebbels und wurde meist „Heide“ oder „Heidi“ gerufen. Allgemein wurde sie als das Versöhnungskind nach der Baarová-Affäre angesehen. Im Alter von vier Jahren wurde sie mit Gift getötet.

Magda Goebbels hatte zudem mindestens drei Fehlgeburten.