Sonntag, 7. November 2021

                                    Kloster Hohenwart und das leise Weinen hinter den Mauern

 

 Das Kloster Hohenwart ist eine ehemalige 1074 gegründete Benediktinerinnenabtei in Hohenwart in Bayern.

 

                                                                   1687

Das Kloster wurde 1074 durch Graf Ortolf und seine Schwester Wiltrudis aus dem sogenannten Haus der Grafen von Hohenwart gegründet. 

 


Die Klosterkirche wurde am 13. Mai 1074 von Bischof Embriko von Augsburg geweiht. Diese bedeutende Familie, die mit den Klostergründern ausstarb, gehörte in den Umkreis der sogenannten Rapotonen und war mit dem benachbarten Grafenhaus von Dießen bzw. später von Andechs und von Wolfratshausen verwandt.


                                                             Bischof Embriko

Die Abtei wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Die Klosterkirche wurde zur Pfarrkirche St. Georg umgewidmet. 


 

Da die Klostergebäude keinen Käufer fanden, konnten die Nonnen weiter dort wohnen. Seit 1876 befinden sie sich im Besitz der Regens- Wagner- Stiftung Dillingen unter der örtlichen Leitung der Dillinger Franziskanerinnen


 

Aus der Zeit des Benediktinerinnenklosters sind wertvolle Zeugen erhalten: Die Bayrische Staatsbibliothek in München birgt neben einem kostbaren Evangeliar genannt Goldenes Buch von Hohenwart mit Schrift ab 1100 und Miniaturen von 1230 weitere 70 wertvolle Bücher aus Kloster Hohenwart. 


 

Die altehrwürdige romanische Basilika fiel 1895 einem Brand zum Opfer. Noch heute weisen auf die romanische Baugestalt hin: die Peterskapelle – 1230 als Stifter-Grablege gebaut – mit der beeindruckenden romanischen Säule, sowie der Kreuzgang und das romanische Kellergewölbe. 


 

Ein besonderes Kleinod ist die im Rokokostil (1739) umgebaute Kloster-Apotheke mit der filigranen Stuckdecke, deren figürliche Darstellungen auf die klösterliche Heilkunst hinweisen. Besonders interessant ist das Stuckrelief, das Christus als den wahren Apotheker zeigt. 


 

Heute befindet sich im ehemaligen Benediktinerinnenkloster das regionale Zentrum der Behindertenhilfe Regens Wagner Hohenwart. 


 

Etwa 11.000 Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen finden in Hohenwart, Schrobenhausen, Pfaffenhofen breite, differenzierte und regionale Unterstützungsleistungen vor aus ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten in allen Altersstufen und vielfältigen Lebenssituationen. 


 

Doch es gab auch leid und Schmerz hinter den Mauern. 


 

So war das noch bis in die 70er Jahre: Ordensschwestern sollten und wollten für gehörlose Kinder da sein, ihnen ein Zuhause, regelmäßige Mahlzeiten und Zugang zu Bildung bieten. Doch in Wirklichkeit wurden viele Heime zu Orten von Gewalt. Auch im Kloster Hohenwart haben die Kinder Traumatisches erlitten. Wie konnte das geschehen? Lässt sich solch eine Geschichte aufarbeiten? Sehen statt Hören hat Kloster Hohenwart mit den Kindern von damals besucht. 

 Einer von vielen Opfern :

 "Ich wurde geschlagen und getreten, und mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen und auf den Tisch. Das haben die Schwestern mit einem gemacht, den Kopf immer wieder gegen die Wand geschlagen und dabei geschimpft. Dass man dann nicht mehr lachen kann und auch später keine Freude mehr hat, ist ja irgendwie klar, wenn man unter solchen Bedingungen gelebt hat. Bis heute sehe ich überall Böses. Ich war nie böse, war immer brav. Aber das Lachen kam nie wieder zurück."


 

 "Die Schwächeren von uns konnten die Lehrer einfach nicht verstehen! Wie sollten sie es schaffen, alles genau mitzubekommen, was der Lehrer unterrichtet? Das hat allen furchtbare Angst gemacht: Wie sollten sie wissen, wie man richtig schreiben oder rechnen soll, wenn der Unterricht nicht zu verstehen war? Viele bekamen deshalb oft Schläge. Es war brutal! Wie soll man etwas verstehen, wenn man gar nicht die Chance hat, es aufzunehmen?"


 "Wir hatten keine Freiheit, waren eingesperrt, saßen immer nur im Zimmer oder beim Essen. Es war immer dasselbe, von früh bis abends. Und immer das Schimpfen der Schwestern. Wir durften gar nichts! Es gab nichts Schönes im Leben!"

Es gibt noch sehr viele, die solch Leid ertragen mussten. 



2 Kommentare:

  1. Ich verstehe und werde es nie verstehen, warum ausgerechnet Glaubensschwestern so bösartig zu Kinder sein können. Furchtbar.

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  2. Ich verstehe und werde auch nie verstehen,wie Glaubensschwestern so bösartig zu Kinder sein können. Furchtbar.

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