Montag, 20. Dezember 2021

💀Serienmörder Haarmann💀

  💀Serienmörder Haarmann💀

 


                                      Seine Opfer tötete er mit Biss in den Adamsapfel

Bis zu einen Mord pro Woche soll Fritz Haarmann 1923/24 in Hannover begangen haben. Selbst erfahrene Reporter brauchten damals „gute Nerven, um die Schilderungen Haarmanns anzuhören“. 



                                                          Haarmann in der Mitte
 
 
Von Berufs wegen sind Strafrichter und Staatsanwälte hartgesotten. So schnell überrascht sie nichts, erst recht nicht das Geständnis eines Angeklagten. 
 
 

 
 
Anders ist es aber, wenn ein mutmaßlicher Serienmörder gleich am ersten Tag seines Verfahrens immer wieder in den voll besetzten Gerichtssaal ruft: „Ja, glauben Sie denn, dass es Spaß macht, einen Menschen umzubringen?“ So etwas geht selbst erfahrenen Juristen an die Nieren. 
 
                                                                       Prozess
 
Ebenso wie Gerichtsreportern. Paul Schlesinger, besser bekannt unter seinem Kürzel „Sling“, leitete in der Weimarer Republik nicht nur das Rechtsressort der angesehenen „Vossischen Zeitung“. Er war auch beim Strafprozess gegen Fritz Haarmann im Dezember 1924 anwesend.

 

Sein Prozessfeuilleton über das Verfahren gegen den „Schlächter von Hannover“, der wegen mindestens 24 Morden an Jungen und jungen Männern zwischen zehn und 22 Jahren verurteilt wurde, gehört zu den vergessenen Großleistungen des Kriminaljournalismus. Sling schaffte es, seinen Lesern das Grauen zu vermitteln, ohne voyeuristisch zu werden.

 

 

Es gehörten, schrieb er, „gute Nerven dazu, um die Schilderungen Haarmanns anzuhören“. Doch ins Detail ging er, im Gegensatz zu manchen seiner Kollegen im Gerichtssaal, nicht. Schlesinger verzichtete darauf auszubreiten, was die Ermittler über die vorwiegende Todesart der Opfer aussagten.

 

                                                           Wohnhaus Haarmanns

Fast ein Jahrhundert später, in einer von ständigem Mord und Totschlag im Fernsehen geprägten Gesellschaft, kann man vieles darüber sogar in Wikipedia nachlesen. 

 

 

Etwa, dass der damals etwa 45-jährige Haarmann sich von seinem zwei Jahrzehnte jüngeren Komplizen Hans Grans immer wieder Jungen und Jugendliche aus dem Hannoveraner Milieu zuführen ließ und sie für analen Geschlechtsverkehr bezahlte. Sling beschränkte sich darauf, von der „krassesten Form homosexueller Betätigung“ zu schreiben.

                                               Polizei bei der Untersuchung
 

Wenn Haarmann dann mit seinen Gespielen im Bett lag, bekam er oft seine „Tour“, wie er selbst sagte. Sling berichtete seinen Lesern nicht, was genau darunter zu verstehen war: Er biss seine Opfer in den Adamsapfel und würgte sie gleichzeitig. Der Tod trat durch Ersticken ein, entweder am Blut, das die Atemwege blockierte, oder am Zudrücken des Halses.


Zwischen Februar 1923 und Juni 1924 mordete Fritz Haarmann durchschnittlich jeden Monat mindestens einmal, im Oktober 1923 und April 1924 aber auch jede Woche. Die 24 Taten, für die er zum Tode verurteilt wurde, waren jene, in denen die Teile der mehr oder weniger zerstückelten Leichen der Opfer wieder auftauchten.

 


Stück für Stück ins Wasserklosett

Denn nach den Morden zerteilte er seine Opfer, weidete sie aus, verbrannte Teile davon und entsorgte den Rest in der Leine oder Stück für Stück in Wasserklosetts. Das gelang ihm so gründlich, dass die Polizei erst im Mai 1924 überhaupt merkte, dass ein Serienmörder in Hannover sein Unwesen trieb.

 


Haarmann verwirrte die Ankläger und die Richter. So sagte er aus, ob er nun 16 oder 27, vielleicht auch 30 Morde begangen habe, mache doch auch keinen Unterschied. Man möge ihm ruhig auch noch weitere ungeklärte Taten zuschreiben. 

 

                                                       Haarmanns Kopf

Andererseits beschrieb er detailliert „nur“ neun Morde, zu zwölf weiteren äußerte er sich unklar. Sechs ihm zur Last gelegte Taten bestritt er, doch konnten ihm davon nach Ansicht der Ermittler fünf, nach Meinung des Gerichtes immerhin drei zugeordnet werden.

.
Durch den preisgekrönten Film "Der Totmacher" von Regisseur Romuald Karmakar ist der Massenmörder Fritz Haarmann (M, undatiertes Archivbild) wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten. Haarmann ermordete in den 20er Jahren in Hannover 24 junge Männer und versenkte die zerstückelten Leichen in der Leine. 1925 wurde er in einem aufsehenerregenden Prozeß zum Tode verurteilt und hingerichtet. (Zum dpa-Korr.-Bericht "Verschlagen, bestialisch und krank: Der Massenmörder Fritz Haarmann" vom 22.11.) |
                                                                     Rechts Haarmann
 
Zwar steckte die Kriminaltechnik 1924 noch in den Kinderschuhen. Doch aufgrund der identischen Tötungsmethode und des ähnlichen Vorgehens bei der Beseitigung der Leichen galt der Tatnachweis als ausreichend.

 

                                                 Haarmanns Wohnung

Aber gab es vielleicht noch viel mehr Opfer? Immerhin stellten die Ermittler fest, dass zahlreiche weitere Stricher und junge Obdachlose, die eigentlich in Haarmanns Beuteschema passten, nachweislich in seiner Wohnung übernachtet hatten, aber überlebten. 

 


In den schweren Jahren der Inflation 1923 gab es viele entwurzelte Menschen, die in der Nähe von Großstadtbahnhöfen wie in Hannover mehr schlecht als recht lebten. Sie verkauften oft das Letzte, was ihnen geblieben war: ihren Körper.

 


„Ärztliche Verhör eines Geisteskranken“

Auf diese Art hatten sich auch Haarmann und Hans Grans kennengelernt. Doch der 1901 geborene junge Mann wurde kein Opfer, sondern ein Komplize. Er sprach für seinen Freund potenzielle Opfer an, möglicherweise half er auch bei der Beseitigung der Leichenteile.

 

                                               Gerichtsverfahren Haarmanns

Zwar bestritt Grans vor dem Gericht in Hannover ebenso wie bis zu seinem Tod 1975, jemals etwas von den Morden und den Leichenzerstückelungen mitbekommen zu haben. Doch er trug bei seiner Festnahme Kleidungsstücke von mindestens zwei Mordopfern, und den Besitz von anderen hatte er nachweislich unter den Hand verkauft.

Blick in den Hausflur, der zu der Wohnung des Massenmörders Fritz Haarmann führt. |
Quelle: picture-alliance / dpa
Dieser Hausflur führte zu Haarmanns Wohnung

 

Die Vernehmungen vor Gericht erinnerten Paul Schlesinger mehr an das „ärztliche Verhör eines Geisteskranken“ als an eine reguläre Vernehmung eines Angeklagten. Dabei war Fritz Haarmann jedoch in einigen Punkten ganz eindeutig: Er bestritt, aus dem Fleisch seiner Opfer Terrinen hergestellt, selbst verspeist oder sogar verkauft zu haben. 

 

Allerdings wurden verdächtige Proben nicht mit Mikroskopen untersucht, sondern pauschal zu Schweinefleisch erklärt. Deshalb wird man nie mehr Klarheit über die tatsächlichen Taten von Fritz Haarmann bekommen.

 

                                                                Hinrichtung Haarmanns

Nach der Urteilsverkündung fünf Tage vor Weihnachten 1924 sagte der Angeklagte, dass „er das Urteil voll und ganz annehme“. Er war wegen 24-fachen nachweislichen Mordes zu 24-facher Todesstrafe verurteilt worden. Sein Mitangeklagter Hans Grans erhielt wegen Anstiftung zum Mord in mindestens einem Fall ebenfalls die Todesstrafe.

„Ich will geköpft werden, dann habe ich Ruh“

 

Doch Haarmann, der während des Prozesses seinen ehemaligen Lebensgefährten schwer belastet hatte, nahm nach dem Urteil alle Schuld auf sich. Die Todesstrafe für Grans wurde revidiert zu zwölf Jahren Zuchthaus; er saß bis 1938 regulär ein und wurde dann rechtswidrig ins KZ Sachsenhausen verlegt, wo er bis 1945 überlebte. Nach dem Krieg heiratete er und zog wieder in die Nähe von Hannover.

 

                                                                      Gefängnis

Anzeige

Sein Freund dagegen, der „Schlächter“, wurde am 15. April 1925 im Gerichtsgefängnis nördlich des Bahnhofs von Hannover mit dem Fallbeil hingerichtet. Er hatte dem Gericht gesagt: „Ich will geköpft werden. Das ist ein Augenblick, dann habe ich Ruh.“ Diesen Wunsch bekam Fritz Haarmann erfüllt.

 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen