Mittwoch, 1. November 2023

💀Hexenverfolgung in Bamberg

💀Hexenverfolgung in Bamberg 

 


  

In drei Prozesswellen wurden in Bamberg zwischen 1612 und 1631 etwa 1000 Frauen, Männer und Kinder Opfer des Hexenwahns. 

 

 

 


 

Der berühmteste Brief, den der Bamberger Bürgermeister Johannes Junius an seine Tochter Veronika geschrieben hat im Jahre 1628. Und das ist eigentlich das einzige erhalten gebliebene Zeugnis eines Opfers der Hexenjustiz, das aus der Perspektive des Opfers die Qualen, die Nöte, die Drangsal schildert, denen ein solches Opfer ausgesetzt war, und die Widersprüche in denen er sich zwischen dem erzwungenen Zeugnis, das von ihm verlangt wurde, und dem, was für ihn wahr war, auftaten.“ 

 

Halsgerichtsordnung

 

 

Die frühen Bamberger Hexenprozesse fanden unmittelbar im Schatten des Domes statt, in der westlich angrenzenden bischöflichen Hofhaltung. Direkt im Bereich des Haupteinganges in den Innenhof befindet sich rechts ein Gebäudetrakt, das wohl mit seinen Kellergewölben dafür errichtet wurde. Hier wird eine ‘Ratsstube’ und eine sog. ‘Büttelstube’ erwähnt, die Folterstätte. 

 

 


  

1507 tritt die ‘Constitutio Criminalis Bambergensis’ in Kraft (Bambergische Peinl. Halsgerichtsordnung), die u. a. die Strafe für Hexerei auf Tod durch Verbrennen festlegte, aber auch Vorgaben enthielt, bezüglich der Anwendung der Folter, wobei der Delinquent keine körperlichen Schäden davontragen sollte und eine Foltersitzung nicht länger als 1 Stunde währen sollte. Zunächst sind in der ersten Hälfte des 16. Jh. keine Hexenverfolgungen nachweislich. 

 

 


 

 

Erst unter Fürstbischof Ernst von Mengersdorf (1583-91) kam es zu blutigen Hexenbränden, die jedoch bis heute nicht dokumentierbar sind. 

 

 

   Fürstbischof Ernst von Mengersdorf

 

 

 

Das erste Todesurteil, das vom Zentgericht gefällt wird, erfolgt in der Regierungszeit des Bischofs Neythard von Thüngen (1591-98) - Margareta Behemerin wird wegen Bündnis mit dem Teufel ‘zum lebenden Brand’ verurteilt.

 

Bischofs Neythard von Thüngen

 

 

  

Johann Georg II. Fuchs Freiherr von Dornheim (* 23. April 1586 in Wiesentheid, Unterfranken; † 29. März 1633 in Spital am Pyhrn, Oberösterreich) war seit 1623 Fürstbischof von Bamberg und Streiter für die Gegenreformation sowie unbarmherziger Hexenverfolger („Hexenbrenner“ oder auch „Hexenbischof“ genannt).  

  


  Johann Georg II. Fuchs Freiherr von Dornheim

 

 

 

 

Hexenverfolgung  

  

Die unter seinem Vorgänger Johann Gottfried I. von Aschhausen bereits intensiv betriebene Hexenverfolgung in Bamberg wurde unter der Regierung Johann Georgs II. noch einmal gesteigert. 

 

 

Johann Gottfried I. von Aschhausen

 

 

Auf Friedrich Förner, seinen bereits unter seinem Vorgänger ernannten Generalvikar und Weihbischof, ging der Bau eines eigenen Drudenhauses (Malefiz Haus, Hexengefängnis) in Bamberg zurück. 

 

Friedrich Förner

 

Es wurde 1627 fertiggestellt und hatte Platz für 30 bis 40 Gefangene. Unter Dornheims Herrschaft fielen mindestens 642 Menschen im Hochstift den Hexenprozessen zum Opfer. 

 

 


 Hexengefängnis Bamberg

 

 

Auch bekannte Persönlichkeiten wie den Bürgermeister Johannes Junius und den bischöflichen Kanzler Dr. Georg Haan, der die Prozesse kritisiert hatte, Christina Morhaubt und Dorothea Flock ließ er hinrichten. 

 

 


 

Auf Klagen von Angehörigen hin griff der Reichshofrat in Wien ab 1629 in die ausufernden Bamberger Hexenprozesse ein und setzte ihnen 1631 ein Ende.  

  

 

Erinnert an Bamberger Hexenverfolgung

 

 


  

Flucht und Tod  

  

Am 11. Februar 1632 wurde das Hochstift Bamberg von den Schweden unter der Führung von König Gustav Adolf besetzt und Johann Georg II. floh unter Mitnahme eines Teils des Domschatzes und wichtiger Urkunden mit Angehörigen des Domkapitels nach Spital am Pyhrn (Oberösterreich).  

  


 

Er starb im Alter von nur 46 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls in seinem oberösterreichischen Exil.  

  

 


  

Einer der Opfer war Katharina Haan.  

  


 

  

  

Katharina Haan – als Hexen im Hochstift Bamberg verfolgt wurden (17. Jhd.)  

  

 

 


 

  

Die Geschehnisse um Katharina Haan und ihre Familie markieren einen dunklen Punkt in der Geschichte des Bistums Bamberg im 17. Jahrhundert: Die Frau von Dr. Georg Haan, Kanzler des Bamberger Fürstbischofs Johann Georg II. Fuchs von Dornheim, wurde von Neidern als Hexe denunziert und hingerichtet. 

 

 


  

Der größte Teil ihrer Familie wurde ebenfalls gezielt ausgelöscht.  

  

„Kleine Eiszeit“ löst Angst, Missgunst und Verfolgung aus. 

  

 


  

Zur Zeit von Katharina Haan hatte eine „kleine Eiszeit“ die Lebensumstände in Europa gravierend verschlechtert. Auf Missernten folgten Teuerung, Hungersnöte und Krankheiten wie die Pest, die viele Menschen tötete. Angst machte sich breit, die mit dem Beginn der größten Hexenverfolgungswelle zusammenfiel.  

  

 


 

Zum ersten Mal wurden auch hochgestellte Persönlichkeiten Opfer der Hexenangst – etwa Dr. Georg Haan, der Mann von Katharina. Seine Familie gehörte zu den vornehmsten ganz Bambergs und bewohnte seit 1623 das Haus zum Rottenschild in der Judengasse 6. 

 

 


  

Doch Haan hatte mächtige Gegner, die ihm seine Position als Hochstiftskanzler missgönnten und seine Reformpläne, die Hexenverfolgung betreffend, fürchteten. Auf seinen Posten hatte es unter anderem der Hexenkommissar im Hochstift, Dr. Georg Harsee, abgesehen. Er verbreitete das Gerücht, dass Katharina Haan eine Hexe sei.  

  


  

Katharinas Mann verklagt den Fürstbischof  

  

Dr. Georg Haan brach nach Speyer auf, um das damals einzige Rechtsmittel gegen eine solche Beschuldigung einzulegen: Er verklagte den Fürstbischof von Bamberg vor dem Reichskammergericht – dem obersten Gericht des Reiches – in der Hoffnung, dass dieses zu seinen Gunsten entscheide und den Landesherren wegen landesherrlicher Rechtsverweigerung belange.  

  

  


 

 

Hingerichtet durch das Schwert  

  

Doch kaum war Haan aufgebrochen, wurde seine Frau auch schon verhaftet und verhört. Katharina Haan beteuerte ihre Unschuld, wurde von Zeugen der Hexerei beschuldigt, gefoltert – und erfand unter der Folter ein Geständnis. 

 

 


  

Demnach habe sie der Teufel in Gestalt eines Jägers verführt. Beim nächsten Verhör 1628 widerrief Katharina Haan. Doch ihr Leben war von Anfang an verwirkt – und nachdem bei ihr ein Muttermal gefunden wurde, waren sich des untersuchenden Doktors sicher, eine echte Hexe vor sich zu haben. 

 

 


  

Ihre Peiniger brachten sie dazu, auch ihren ältesten Sohn Dr. Georg Adam Haan zu belasten. Am 19. Januar 1628 fällten die Räte und Schöffen der Stadt Bamberg im Rathaus das Urteil über die Frau des Kanzlers: Sie sollte lebendig verbrannt werden. Ein Gnadenzettel des Fürstbischofs gewährte allerdings eine Hinrichtung durch das Schwert.  

  


 

Katharina Haan bedachte in ihrem Testament Kirchen, Klöster und caritative Einrichtungen mit Geld. Bediensteten vermachte sich ebenfalls Geld und Kleidung. Wann genau das Urteil gegen sie vollstreckt wurde, ist nicht bekannt. Fest steht, dass sie die Rückkehr ihres Mannes aus Speyer nicht mehr erlebte.  

  


 

Die Familie Haan wurde fast vollständig ausgelöscht - Erst die Aufklärung beendet die Hexenprozesse  

  

Mit dem Tod von Katharina Haan war die Leidensgeschichte der Familie Haan noch nicht zu Ende. Die älteste Tochter der Haans, Katharina Röhm, wurde 29-jährig im Dezember 1628 verhaftet, gefoltert, zu einem Geständnis gezwungen und als Hexe verurteilt und hingerichtet. Sie hinterließ einen kleinen Sohn, Wolf. Was aus ihm wurde, ist nicht bekannt.  

  

 

Altes Rathaus - Die Hexenverfolgung im Hochstift endet 1631

 

 

Ein Jahr später wurde auch Ursula Maria Haan, das vierte Kind des Kanzlerehepaars, der Hexerei angeklagt und hingerichtet.  

  

 

 
 

 

Und auch um den Kanzler Dr. Georg Haan zog sich die Schlinge immer weiter zu. Der Rettungsversuch des Kurfürsten von Bayern, der im Frühjahr 1628 beim Bamberger Fürstbischof anfragte, ob er Haan in pfälzische Dienste nach Amberg entlassen würde, scheiterte an der Weigerung von Dornheims. 

 

 

Bamberg-Alte-Hofhaltung

 

 

Der Kanzler wurde verhaftet, gefoltert und sein Widerstand mit einem gemeinen Trick gebrochen: Eine angebliche Aussage seines Sohnes Georg Adam wurde ihm vorgelesen, der seinen eigenen Vater der Hexerei beschuldigte. Danach gestand auch der Kanzler. 

 

 


 

Er vermachte seinen gesamten Besitz seinen Kindern, teilweise auch Personen, denen er etwas schuldete. Der Kirche vermachte er im Gegensatz zu seiner Frau und seinen Töchtern nichts. 

 

Alte Hofhaltung

 

 

Ausgenommen davon waren die Schwestern in der Judengasse, die seine hinterlassenen Kinder versorgten. Haans Todesurteil wurde frühmorgens in der Alten Hofhaltung vollstreckt.  

  

 


 

Auch sein Sohn Georg Adam wurde verhaftet, verhört, gefoltert und hingerichtet; ebenso seine Frau. Sie bat den Fürstbischof, sich ihrer kleinen Kinder anzunehmen. 

 

 


 

Somit waren der Kanzler Dr. Georg Haan und praktisch alle erwachsenen Familienmitglieder unter den etwa 900 Verfolgten und 600 Hingerichteten, die es allein zwischen 1626 und 1631 im Hochstift Bamberg gab. Nur die Söhne Carl Leonhard und Daniel entkamen dem Hexenwahn und bekamen Hilfe vom Heiliggrabkloster. Eventuell entkamen auch die Enkel des Kanzlerpaares.  

  

 


  

Durch den Prozess gegen die Kanzlerfamilie wurde der Widerstand gegen die Hexenprozesse im Hochstift Bamberg zunächst erstickt. Letztlich beendete, dass Gedankengut der Aufklärung die Hexenverfolgungen. 

 

Der letzte Hexenprozess in der Region um Bamberg wird 1674 geführt. Eine alte Frau aus Weismain, einem Ort etwa 30 Kilometer von Bamberg entfernt, wird als Hexe beschuldigt. 

 

Damit endet das blutige Kapitel der Hexenverfolgung in Bamberg. Zu diesem Zeitpunkt ist fast ein Zehntel der Bamberger Bevölkerung verbrannt, enthauptet oder an den Folgen der Folter im Gefängnis gestorben. 

 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen