Besessenheit und
Teufelsaustreibung
Als am Ende des 17. Jhd. In ganz
Europa, ja auch in Amerika die Scheiterhaufen brannten, mehrten sich die Fälle
von Besessenheit und Teufelsaustreibung.
Mag sein, dass der von Verfolgung
Foltern und Verbrennungen geprägte Alltag allmählich Wahnvorstellungen bei
vielen Menschen erzeugte, vielleicht war es einfach auch eine Verarbeitung der
Angst, die von en Kanzeln der Kirche, aber auch von den weltlichen Institutionen
geschürt wurde, Tatsache ist, dass all die Dinge, die Hexen unterstellt wurden,
nämlich wie irre zu sein, abwesend zu sein, in einer anderen Welt zu sein, nun
tatsächlich stattfanden.
Wahn und Halluzination
Interessanterweise hatten die Menschen
zum Ende des 17. Jhd. wohl die Schrecken so verinnerlicht, dass sie von sich
aus Teufelsmacht und Besessenheit spürten. So kam es zu einer Massenpsychose in
einem Ursulinerinenkloster an der Loire. Die Nonnen dort fühlten sich von einem
Geistlichen verhext. Wohl durch ihre Keuschheitsgelübde gebunden, versuchten
sie ihre ausschweifenden sexuellen Gelüste zu kompensieren. So unterstellten
sie dem Geistlichen einen lockeren Lebenswandel und die Tatsache, dass er in
jede von ihnen sieben Teufel gehext hätte. Mit verrenkten Gliedern und gänzlich
entblößt, müssen die wie in Trance befindlichen Schwestern unflätige Worte und wollüstigen
Visionen ausgestoßen haben. Die behexten Nonnen lockten aus ganz Frankreich
Besucher an, die das Schauspiel erleben wollten.
Drei Exorzisten bemühten sich um die
Vertreibung des Dämons. Erst als die Nichte Kardinal Richelieus ihrem Onkel von
dem widerwärtigen Schauspiel berichtete, kam er zu einer Einstellung der Unterstützungsgelder
und der Spuk hörte rasch auf, obwohl sämtliche Exorzismus versuche bislang
fehlgeschlagen hatte. Vermutlich waren die Nonnen im Zuge einer macht Intrige bestochen worden,
denn der arme Geistliche war zu diesem Zeitpunkt schon längst, nach
unvorstellbaren Foltern, verbrannt worden. Merkwürdigerweise wurden dann aber
all die Exorzisten wahnsinnig. So starb der Franziskanerpate, der den
Scheiterhaufen des vermeintlichen Hexengeistlichen angezündet hatte, innerhalb
eines Monats an geistiger Umnachtung. Die anderen Patres die die Folterungen
durchgeführt hatten, wurden alle innerhalb der nächsten fünf Jahre wahnsinnig. Der
Amtsarzt, der das angebliche Teufelsmal bei dem Verurteilten entdeckt hatte,
wurde irrsinnig. Ein weiterer Exorzist rang jahrelang mit einer schweren
Krankheut.
Hysterie ist nicht nur
Teufelswerk
Die Teufelshysterie hatte nicht nur
auf die unmittelbar betroffenen Personen ansteckend gewirkt, sondern auch
landesweit dafür gesorgt, dass sich im ganzem Land ähnliche Schauspiele
wiederholten und es zu einem sprunghaften Ansteigen von Besessenheit und
Teufelsaustreibungen kam. Vor allem viele Klöster waren von diesem Phänomen
erfasst, aber auch unter der weltlichen weiblichen Bevölkerung kam es zum
deutlichen Anstieg der Teufelshysterie.
Doch allmählich traten diesen Erscheinungen
die Ärzte entgegen. In Italien bereits seit dem 14. Jhd. und in vielen
deutschen Städten seit dem 16. Jhd. gab es den so genannten Stadtarzt. Er hatte
die Kräuterweiber, Bader und Laienheiler abgelöst.
Diese Ärzte erklärten die verwirrten
Frauen schlichtweg für Krank oder unzurechnungsfähig und steckten sie in
Spitäler oder Irrenhaus. Damit wurde die Hexe offiziell ihres Mythos beraubt,
den Mann Schaden anzurichten. Die Hexe wurde zum hysterischen kranken alten
Weib erklärt und musste so nicht mehr ernst genommen werden.
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