Dienstag, 7. Juni 2016

Besessenheit und Teufelsaustreibung



Besessenheit und Teufelsaustreibung


Als am Ende des 17. Jhd. In ganz Europa, ja auch in Amerika die Scheiterhaufen brannten, mehrten sich die Fälle von Besessenheit und Teufelsaustreibung. 
 
Mag sein, dass der von Verfolgung Foltern und Verbrennungen geprägte Alltag allmählich Wahnvorstellungen bei vielen Menschen erzeugte, vielleicht war es einfach auch eine Verarbeitung der Angst, die von en Kanzeln der Kirche, aber auch von den weltlichen Institutionen geschürt wurde, Tatsache ist, dass all die Dinge, die Hexen unterstellt wurden, nämlich wie irre zu sein, abwesend zu sein, in einer anderen Welt zu sein, nun tatsächlich stattfanden.
Wahn und Halluzination
Interessanterweise hatten die Menschen zum Ende des 17. Jhd. wohl die Schrecken so verinnerlicht, dass sie von sich aus Teufelsmacht und Besessenheit spürten. So kam es zu einer Massenpsychose in einem Ursulinerinenkloster an der Loire. Die Nonnen dort fühlten sich von einem Geistlichen verhext. Wohl durch ihre Keuschheitsgelübde gebunden, versuchten sie ihre ausschweifenden sexuellen Gelüste zu kompensieren. So unterstellten sie dem Geistlichen einen lockeren Lebenswandel und die Tatsache, dass er in jede von ihnen sieben Teufel gehext hätte. Mit verrenkten Gliedern und gänzlich entblößt, müssen die wie in Trance befindlichen Schwestern unflätige Worte und wollüstigen Visionen ausgestoßen haben. Die behexten Nonnen lockten aus ganz Frankreich Besucher an, die das Schauspiel erleben wollten.
Drei Exorzisten bemühten sich um die Vertreibung des Dämons. Erst als die Nichte Kardinal Richelieus ihrem Onkel von dem widerwärtigen Schauspiel berichtete, kam er zu einer Einstellung der Unterstützungsgelder und der Spuk hörte rasch auf, obwohl sämtliche Exorzismus versuche bislang fehlgeschlagen hatte. Vermutlich waren die Nonnen  im Zuge einer macht Intrige bestochen worden, denn der arme Geistliche war zu diesem Zeitpunkt schon längst, nach unvorstellbaren Foltern, verbrannt worden. Merkwürdigerweise wurden dann aber all die Exorzisten wahnsinnig. So starb der Franziskanerpate, der den Scheiterhaufen des vermeintlichen Hexengeistlichen angezündet hatte, innerhalb eines Monats an geistiger Umnachtung. Die anderen Patres die die Folterungen durchgeführt hatten, wurden alle innerhalb der nächsten fünf Jahre wahnsinnig. Der Amtsarzt, der das angebliche Teufelsmal bei dem Verurteilten entdeckt hatte, wurde irrsinnig. Ein weiterer Exorzist rang jahrelang mit einer schweren Krankheut.
Hysterie ist nicht nur Teufelswerk
Die Teufelshysterie hatte nicht nur auf die unmittelbar betroffenen Personen ansteckend gewirkt, sondern auch landesweit dafür gesorgt, dass sich im ganzem Land ähnliche Schauspiele wiederholten und es zu einem sprunghaften Ansteigen von Besessenheit und Teufelsaustreibungen kam. Vor allem viele Klöster waren von diesem Phänomen erfasst, aber auch unter der weltlichen weiblichen Bevölkerung kam es zum deutlichen Anstieg der Teufelshysterie.
Doch allmählich traten diesen Erscheinungen die Ärzte entgegen. In Italien bereits seit dem 14. Jhd. und in vielen deutschen Städten seit dem 16. Jhd. gab es den so genannten Stadtarzt. Er hatte die Kräuterweiber, Bader und Laienheiler abgelöst.
Diese Ärzte erklärten die verwirrten Frauen schlichtweg für Krank oder unzurechnungsfähig und steckten sie in Spitäler oder Irrenhaus. Damit wurde die Hexe offiziell ihres Mythos beraubt, den Mann Schaden anzurichten. Die Hexe wurde zum hysterischen kranken alten Weib erklärt und musste so nicht mehr ernst genommen werden.

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