Magie der Eiszeit
Durch die Tundra mit ihren reichen
Rentier- und Büffelbestand zogen kleine Gemeinschaften von Jägern und Sammlern.
Die Männer jagten mit primitivsten Waffen, um den Nahrungsbedarf ihrer Gruppe
zu decken, die Frauen versorgten die Kinder und sammelten die köstlichen
Beeren, Kräuter, Pilze und Pflanzen, deren Wirkweise sie bald so gut kannten,
dass sie sie auch im Krankheitsfall hilfreich einsetzten konnten.
Manch einer der
Jäger war geschickter als der andere, manche Frau erkannte Naturkatastrophen,
bevor sie eintraten, und warnte so vor Gefahren durch genaueste Naturkenntnis.
Innerhalb der Gemeinschaften entwickelte sich ein soziales, aber auch hierarchisches
Miteinander. Die Frauen gebaren neues Leben und sie heilten die verletzten
Jäger, sie sahen Unerklärliches voraus und bestimmten durch ihre mondzyklische
Fruchtbarkeit den Kreislauf des Lebens. Ein weibliches Kraftfeld entstand.
Die Magie der Eiszeit
Bevor das Feuer erfunden wurde, also
keine fremde Lichtquelle die Kraft des Mondlichts minderte, scheint es so
gewesen zu sein, dass alle Frauen zur selben Zeit menstruierten. Das bedeutete
einen ungeheuren Gleichklang von Gebährfähigkeit, Unfruchtbarkeit und sexueller
Kraft, dem die Männer der jeweiligen Gemeinschaften nur nachfolgen konnten.
Sehr früh schon erkannten die Frauen einen Zusammenhang zwischen dem Lauf des
Mondes und ihrer inneren Natur. Das Mysterium der Geburt und des schwellenden
Leibes während der Schwangerschaft umgab sie mit einem Geheimnis für die Männer.
Da die damaligen Menschen noch keinen Zusammenhang zwischen männlichem Samen und
weiblicher Eizelle kannten, waren die Befruchtungen um das Werden des neuen
Lebens von einer mystischen Aura umgeben.
Durch die Aufgaben zur
Seherin
Zu der Kraft der weiblichen
Fruchtbarkeit kam eine weitere urweibliche Gabe, die sich durch den
Kräfteunterschied und die unterschiedliche Aufgabenteilung innerhalb der Gruppe
ergab. Die Männer zogen aus, um Tiere zu jagen oder sie in Höhlen zu fangen.
Oft blieben sie tagelang von der ungeschützten Gruppe der Frauen, Kinder und
Alten weg. Die Frauen mussten in der Zwischenzeit die hilflosen Mitglieder,
Kinder und Alten, beschützen und ernähren. Sie sammelten, was die jeweiligen
Landschaften hergaben, sie heilten mit Kräuter, deren Wirkungen sie im Laufe
der Zeit erkannten. Sie halfen sich gegenseitig bei den Geburten und trugen so
das Wissen um den Verlauf einer Geburt und den weiblichen Körperbau von
Konstitution waren die Frauen einer Gemeinschaft auch gezwungen, Gefahren mit
sinnlichen Mitteln zu erkennen und zu vermeiden. Dazu mussten sie die Natur
genau beobachten lernen. Sie konnten kraft ihrer höheren körperlichen
Sensibilität schon früh Wetterumschwünge und andere Naturphänomene erspüren.
Gefahren, denen sie sich mit rein körperlichen Kraft nicht hätten widersetzen
können, mussten sie mit mentalen und medizinischen Fähigkeiten abwehren lernen.
Dazu zählten das Zähmen wilder Tiere durch Blicke und Gesten ebenso wie das
Auslegen giftiger Köder oder das Heilen nässender Ausschläge und Wunden, die
unbehandelt unweigerlich zum Tod geführt hätten.
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