Mittwoch, 21. Juni 2017

Almeister Crowley



Almeister Crowley

Kindheit und Jugend:
In dieser durch äußerste Sittenstrenge gekennzeichneten Umgebung wuchs der kleine „Alick“ Crowley auf. 


Regelmäßig nahm er an Bibellesungen im Familienkreis und auch an den Missionsreisen seines Vaters teil und nahm dessen apokalyptisches Weltbild in sich auf, das ihn bis an sein Lebensende prägen sollte. Er hegte eine Vorliebe für die prophetischen Schriften des Alten und Neuen Testaments, insbesondere die Offenbarung des Johannes. In letzterer Schrift beeindruckten ihn vor allem das aus der Erde aufsteigende Tier mit zwei Hörnern, „das redete wie ein Drache“ (Offb. 13,11 Luth), und „die Frau, bekleidet mit Purpur und Scharlach“. Mit Beginn der Pubertät begann Crowley sich gegen die strenge Religiosität seiner Familie aufzulehnen. Seine Mutter gab ihn 1888 als 13-Jährigen in das darbystische Internat School for the Sons of Brethren in Cambridge, wo er unter den gewalttätigen Erziehungsmethoden seiner Lehrer litt.
Hinwendung zum Okkultismus:
Im Oktober 1895 begann er ein Studium der Geisteswissenschaften am Trinity College der Universität Cambridge. Im 23. Lebensjahr hatte er seine erste homosexuelle Beziehung mit einem Kommilitonen. Auch ging er häufig zu Prostituierten, was ihm zunächst eine Infektion mit Gonorrhoe und später mit Syphilis  einbrachte. Seine Mutter bezeichnete ihn als Antichrist und beschimpfte ihn schon früh als „Beast“ („Bestie“), das heißt, sie verglich ihn mit dem großen Tier aus der Johannesapokalypse, dessen Zahl 666 ist, ein Titel, den er seinem Charakter entsprechend gerne für sich beanspruchte, da ihm der Satan-Teufel nicht unsympathisch war. In der Silvesternacht 1896 identifizierte sich Crowley in Stockholm so stark mit dieser Figur, dass er beschloss, sich der Magie zu widmen. 1896 brach er sein Studium ohne Abschluss ab und begann sich fortan keltisierend  Aleister zu nennen.
Ehe mit Rose Kelly:
Am 11. August 1903 traf Crowley die verwitwete Rose Edith Kelly, geschiedene Skerrit. Sie war eine Tochter von Frederick Festus Kelly, dem Vikar von Camberwell, und die Schwester seines engen Freundes, des Malers Gerald F. Kelly (1879–1972) und späteren Präsidenten der Kunstakademie. Von ihrer Familie wurde sie bedrängt, wieder zu heiraten; eine Eheschließung war bereits avisiert. Crowley wollte Rose aus dieser Situation befreien und machte ihr bei ihrer ersten Begegnung einen Heiratsantrag. Während der Hochzeitsreise führten die Eheleute am 8. Februar 1904 in Kairo eine Geisterbeschwörung durch, während der Rose in Trance ihren Gatten aufforderte, einen Gott anzurufen, den sie auf einer bemalten Holzstele im ehemaligen Boulak-Museum als Horus erkannt haben wollte. Es handelte sich um die etwa 650 v. Chr. gefertigte Stele des Anchefenchons, die sich heute im Ägyptischen Nationalmuseum befindet. Das Bild stellt den Hohepriester Anchefenchons als Künder von Month dar, der vor dem auf einem Thron sitzenden Horus in der Gestalt des falkenköpfigen Re-Harachte steht. Die Stele trug die Nummer 666, was Crowley als Omen wertete, da er sich mit der Zahl 666, der Zahl des Tieres in der Offenbarung des Johannes.
1908 wurde Crowley von Hauptmann John Frederick Charles Fuller mit dem 25-jährigen Victor Benjamin Neuburg bekannt gemacht, der sich mit Spiritismus beschäftigte. Crowley gab Neuburg Unterricht in Magie und weihte ihn in homosexuelle Praktiken ein, die durch sadomasochistische Elemente gekennzeichnet waren.
Magische und sexualmagische Operationen:
Er begann mit dessen zweiter Ehefrau, der englischen Sängerin Ratan Devi (eigentlich Alice Richardson), ein Verhältnis und vollzog mit ihr diverse sexualmagische Operationen, woraufhin sie schwanger wurde, das Kind allerdings verlor. In der Folge unterstellte Crowley Coomaraswamy, seine Frau mutwillig zu einer langen Schiffsreise gezwungen zu haben, um eine Fehlgeburt hervorzurufen, wobei er ihn mit rassistischem Unterton beleidigte.
Dazu zelebrierte er im Juni 1916 ein schwarzmagisches Ritual, um die Überreste des vorangegangenen Äons zu beseitigen und dessen Sterbenden Gott zu bannen.
Sizilienaufenthalt (1920–1923)

Crowley und Hirsig beschlossen, ein europäisches Zentrum zu gründen, um von dort die Thelema Lehre zu propagieren. 1920 siedelten sie ins sizilianische Cefalù über, wo Crowley die Abtei Thelema gründete. Innerhalb der Abtei mussten sich die Männer die Köpfe bis auf eine Phalluslocke kahl scheren, denn die Stirnlocke galt als Symbol für die magische Kraft des Horus oder die Hörner des Pan. Die Frauen trugen hellblaue, purpurgesäumte, lose fließende Roben mit Kapuze und hatten sich die Haare rot oder golden zu färben, was als Symbol der „Frau in Scharlach“ galt. Das Lesen von Zeitungen war verboten. Jeder hatte ein magisches Tagebuch zu führen, das Crowley zur Kontrolle vorzulegen war.

Nach dem Tod des Thelemiten Raoul Loveday in der Abtei wandte sich dessen Witwe Betty May an die britische Presse und verklagte Crowley. Loveday soll nach einem Ritual gestorben sein, bei dem er das Blut einer rituell geopferten Katze getrunken hatte. Crowley verlor den Prozess, was ihn ins gesellschaftliche Abseits brachte, zumal die Presse sich auf die Skandalgeschichte stürzte.
Der seit Jahren heroin- und kokainsüchtige Crowley konsumierte täglich durchschnittlich drei Gran Heroin. Mehrere Entzugsversuche scheiterten. Deshalb verließ er 1922 vorübergehend die Abtei, um sich zum Zweck des Heroinentzugs nach Fontainebleau nahe Paris zu begeben. Die Entwöhnungskur scheiterte jedoch, und er blieb bis zu seinem Tode.
Letzte Jahre in England (1932–1947):
1932 kehrte Crowley aus Deutschland nach England zurück, wo er bis zu seinem Tode blieb. Seine Gesundheit war durch den beständigen Drogenkonsum zerrüttet.
1937 lernte er Frieda Harris kennen, mit ihr entwickelte er das Tarotblatt „Thoth-Tarot“: Dabei bezogen sie sich auf Arbeiten Éliphas Lévis, der eine Verbindung zwischen Tarot und dem Baum des Lebens der hermetischen Kabbala hergestellt hatte.
Crowley starb vereinsamt am 1. Dezember 1947 in Hastings (Sussex) in der Pension Netherwoods mit 72 Jahren an Herzmuskelschwäche. Seine letzten Worte waren „I’m perplexed“ (‚Ich bin verwirrt‘).
Magisches System:
In seinem magischen System verband Crowley östliche und westliche Einflüsse. Seine kabbalistischen und magischen Schriften sind eine Mischung aus jüdisch-christlicher Kabbala in der Tradition des Golden Dawn mit seinem Buch des Gesetzes. Das Buch des Gesetzes möchte alle Religionen hinter sich lassen. Er erfand zahlreiche „tantrische“ Rituale und nannte sich in Anlehnung an die biblische Apokalypse in der Offenbarung des Johannes: „The Great Beast 666“. Das Ziel seiner Magie bestand in der Weiterentwicklung des Individuums, wobei er die Ansicht vertrat, das Selbst bringe erst das wahre Wesen des Menschen hervor.
Über seine magischen Fähigkeiten, mit denen er keine Wunder vollbringen, aber geistige Krisen verursachen könne, äußerte er sich zwiespältig: „Mag sein, dass ich ein schwarzer Magier bin, aber auf jeden Fall bin ich ein verdammt guter Magier.“ Crowleys Erscheinung sei ehrfurchtgebietend oder furchterregend gewesen: Er trug sonderbare Kleidung und Ringe, eine Glatze, habe ein fettes, feminines Gesicht und einen starren, kalten Blick gehabt und soll einen süßlich-ekelerregenden Geruch abgesondert haben, der von einer Sex-Appell-Salbe herrührte, mit der er sich mit der Absicht einzureiben pflegte, seine Anziehungskraft auf Frauen zu steigern. Crowley pflegte zwei seiner Zähne spitz zu feilen und Frauen den „Schlangenkuss“ zu geben, indem er sie ins Handgelenk biss.
Sexualmagie und rituelle Opfer:
Die Eichel des Penis entspricht bei Crowley der Form des Gehirns. Wie alle sexualmagischen Gnostiker (Sperma-Gnostiker) sah Crowley das Zentrum des menschlich/göttlichen Schicksals im Sperma, dessen Verzehr zu magischen Zwecken als Lehre des achten Grades in Crowleys O.T.O. verankert ist. In den fortgeschrittenen Einweihungsstufen des O.T.O hat der Adept, um Macht oder Zugang in höhere geistige Sphären zu erlangen, etwa auf das Sigel eines Dämonen zu masturbieren oder über das Bild eines Phallus zu meditieren; im neunten Grad muss er nach vollzogenem Koitus Sexualsekrete und das eigene Sperma aus der Vagina seiner Partnerin saugen, im Mund behalten und anschließend auf ein Sigel schmieren. Im stark homosexuell ausgerichteten elften Grad spielen statt der Vaginalflüssigkeit Blut und Exkremente, die beim Analverkehr hervorgebracht werden, eine zentrale Rolle.
Während der sexualmagischen Handlungen wurde unter anderem auch Tierblut getrunken.
Crowleys Adeptinnen Mary Franeis Butts und Cecil Mailand wurden in der Abtei unter anderem Zeuginnen einer sexualmagischen Schaustellung, bei der die „Scharlachfrau“ Leah Hirsig angeblich mit einem Ziegenbock kopulierte. Unmittelbar nach dem Akt schnitt Crowley dem Tier die Kehle durch, worauf das Blut über Hirsigs Rücken strömte. Seine jeweiligen Geliebten setzte er mit der Vagina gleich, deren restlicher Körper nur der Verzierung diente.
Satanistische Gemeinschaften:
Die explizit satanistischen Gemeinschaften wie die von Anton Szandor LaVey gegründete First Church of Satan und der Temple of Set erkennen Crowley als geistigen Wegbereiter des Satanismus und ihrer Lehrinhalte an, sehen jedoch sein Buch des Gesetzes (Liber Al vel Legis) nicht als verbindliche heilige Grundlage an. Das von Crowley ausgerufene neue Zeitalter, das Äon des Horus, erklären beide Gruppen für beendet. Laut der Church of Satan wurde es 1966 vom Äon of Satan abgelöst. Der Temple of Set spricht stattdessen vom beginnenden Äon des Seth. Aus dem von Crowley bis zu seinem Tod geleiteten OTO entwickelten sich in den USA einige Ableger, die sich als satanistisch betrachten oder verstanden.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen