Sonntag, 19. Dezember 2021

👳Iwan der Schreckliche👳

                                                           👳Iwan der Schreckliche👳

 

 

Iwan IV. Wassiljewitsch, der Schreckliche geboren am 1530 und gestorben 28. März 1584. Er war der erste Großfürst von Moskau, der sich zum Zaren von Russland krönen ließ.
Iwan war der langersehnte Thronerbe von Großfürst Wassili III. Dessen langjährige Ehe mit Solomonija Saburowa war kinderlos. 


 

Erst als Saburowa ins Kloster geschickt wurde und Wassili III. Helena Glinskaja heiratete, bekam er 1530 im Alter von 51 Jahren den Thronerben Iwan. Zunächst als Bitte Gottes um einen Sohn, dann als Gottesdank wurde die Christi-Himmelfahrt-Kirche in den Jahren 1528–1532 in der Großfürstenresidenz Kolomenskoje gebaut.


                                                                Helena Glinskaja

Iwan, nach seinem Großvater Iwan III. dem Großen benannt, wurde am 4. September 1530 im Kloster der Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius getauft, etwa 78 km nordnordöstlich von Moskau. Er wuchs bei seiner Mutter Helena Glinskaja im Kreml auf, die dort am 30. Oktober 1532 einen weiteren Sohn, Juri, gebar, der gehörlos war.

 


Iwan verlor am 3. Dezember 1533 im Alter von nur drei Jahren seinen Vater. Seine Mutter Helena Glinskaja übernahm darauf die Regentschaft für ihren Sohn. Der Thronprätendent Fürst Juri von Dmitrow, ein Bruder Wassilis, wurde sofort in den Kerker gebracht und zwei Jahre darauf beseitigt. Michail Glinski, der Onkel der Großfürstin, der sieben Monate eigentlich die Regierung führte, wurde am 5. August 1534 im Einvernehmen mit den Bojaren auf Befehl der Regentin gefangengesetzt und anschließend im Kerker des Kremls ermordet. 

 

                                                         Fürst Juri von Dmitrow

Fürst Glinski hatte die offene Liebschaft Helenas mit dem jungen Fürsten Iwan Obolenski als Gefahr für das Haus Glinski abgelehnt und sah dadurch auch die eigene Machtstellung bedroht. Der aus 15 Mitgliedern bestehende Bojarenrat war gespalten, der loyalere Flügel wurde vom gemäßigten Fürsten Dimitri Belski, der andere Teil aber von der habgierigen und gewalttätigen Familie der Schuiski dominiert, letztere beabsichtigte selbst den Thron zu erlangen. 

 


Als gefährlicher Prätendent wurde auch Fürst Andrei von Stariza, ein Bruder des Vorgängers Wassili III., auf Befehl der Regentin und des Fürsten Obolenski verhaftet und im Dezember 1537 in den Kerker geworfen.

 

                                                               Iwan als junger Mann

 

Am 4. April 1538 verstarb überraschend die noch junge Großfürstin Helena, vermutlich durch Gift; der junge Iwan wurde Vollwaise. Nach dem Tod der Mutter entwickelte sich ein Machtkampf zwischen den Bojaren, wobei vor allem die Schuiski und Belski um die Beherrschung des Throns und die Vormundschaft über den jungen Zaren rangen. 

 


Iwan wurde von ihnen lieblos behandelt und von der Außenwelt im Terem-Palast des Kremls abgeschottet. Das Leben des jungen Fürsten stand unter ständiger Gefahr; ein letzter Vertrauter Fürst Obolenski verschwand gleichfalls im Kerker. Der achtjährige Iwan war den Intrigen, Gerüchten und verschiedenen Maßnahmen des übermächtigen Bojarenrates unter Führung der alten Bojaren Iwan und Wassili Schuiski ausgeliefert. 

 


Die Erfahrung ständiger Angst und Lieblosigkeit in seiner Kindheit prägten Iwans misstrauischen, grausamen und rachgierigen Charakter.

Im Juli 1540 konnte sich Fürst Iwan Belski im Bojarenrat durchsetzen und verschaffte dem Reich zwei Jahre Stabilität. Am 2. Januar 1542 gelangten die Schuiskis aber durch eine Palastrevolte erneut an die Macht, brachten den jungen Großfürsten in ihre Gewalt und schickten Belski in den Kerker. 

 


Als sich Iwan 1543 im Alter von 13 Jahren seiner Macht bewusst wurde, schlug er zurück. Er ließ am 29. Dezember 1543 den neuen führenden Bojaren Andrei Schuiski von der Kremlwache ergreifen und von ausgehungerten Jagdhunden zerreißen.

 


Herrschaft

Iwan IV. ließ sich 16-jährig durch den Metropoliten von Moskau am 16. Januar 1547 zum Zaren krönen und heiratete im selben Jahr die Tochter des Bojaren Roman Jurjewitsch Sacharjin-Jurjew, Anastassija Romanowna Sacharjina, die Tante des Patriarchen Filaret, des Stammvaters des Hauses Romanow. 

 

                                             Anastassija Romanowna Sacharjina

Die Zeremonien bei seiner Krönung beruhten auf denen byzantinischer Kaiserkrönungen und sollten seine Macht und Erwähltheit betonen (z. B. das Überschütten mit Goldmünzen). Die Macht des Zaren war zu diesem Zeitpunkt noch immer umstritten. Viele Bojaren waren faktisch unabhängig vom Zaren, unterhielten Privatarmeen und sprachen Recht. Iwan begann damit, diese Macht zu beschneiden. 

 


Er begann zu seinen Gunsten mit der Umgestaltung des Staates, die darin bestand, große Teile der fruchtbarsten und reichsten Regionen des Landes, Bojareneigentum, durch Enteignung in Staatseigentum – die Opritschnina – zu überführen, die ihm direkt unterstand. Die ihm verhassten Bojaren erhielten lediglich minderwertiges Land an den Staatsgrenzen oder wurden gänzlich enteignet und in Klöster verbannt.
Thron Iwans IV. aus Elfenbein.
Der Thron stammt aus Byzanz von Zoë, der Großmutter Wladimir Monomachs.

 


Die zu Ehren von Iwans Geburt gebaute Christi-Himmelfahrt-Kirche in Kolomenskoje (1532)

 

Iwan galt als fromm und in der Heiligen Schrift belesen, dazu als intelligent, allerdings auch als gerissen, verschlagen und nachtragend. Er konnte strategisch vorausdenken und spielte oft Schach. Nachdem er sich im Jahr 1549 zum Selbstherrscher von ganz Russland ernannt hatte, residierte er im Zarenpalast des Moskauer Kremls, den er bereits seit Kindertagen kannte. Hier initiierte er in den 1550er Jahren bedeutende Gesellschafts- und Staatsreformen. 

 

                                                             Festung Iwangorod

 

Unterstützt wurde er dabei von einem Kreis bedeutender Berater, dem Isbrannaja Rada („auserwählter Rat“). Hierzu gehören die Neufassung der Gesetzgebung durch das Gesetzbuch (Sudebnik) von 1550 und die Neuordnung der russischen Armee. Zar Iwan IV. gründete das erste russische Parlament, in dem die feudalen Stände repräsentiert waren (Semski Sobor, 1549). 

                                                             Iwans Thron
 

Das neue Gesetzbuch und die Regierungsverordnungen (Ustawnyje Gramoty) dehnten die Rechte der gewählten Vertreter bäuerlicher Gemeinden im Gericht und in der lokalen Selbstverwaltung aus. Weiterhin begründete er 1550 die mit Musketen und russischen Glefen, den Berdyschen, ausgestattete Palastgarde der Strelizen (wörtlich „Schützen“). Die Reformen festigten den zentralen Staatsapparat, erhöhten die militärische Schlagkraft Russlands und schufen die Voraussetzung für außenpolitische Erfolge.

 

Im Mai 1553 starteten die Engländer eine Expedition, um eine Nordostpassage durch das Nordpolarmeer zu finden. Die Leitung hatten Admiral Sir Hugh Willoughby und sein Navigator Richard Chancellor. Chancellor landete dabei mit seinem Schiff am 24. August 1553 in der Nikolski-Mündung der nördlichen Dwina und wurde später von Iwan IV. in Moskau empfangen.

 

                                                       Einer der Ehefrauen Iwans

 

Es kam zu ersten Handelsbeziehungen zwischen England und Russland, 1555 wurde die „Moskauer Kompanie“ gegründet, eine englisch-russische Handelsgesellschaft. Bis 1584 entstand in Archangelsk mit dem Sankt-Nikolas-Hafen der erste russische Handelshafen. Auch die zwischen Archangelsk und Moskau gelegene Stadt Wologda wurde auf Iwans Betreiben stark ausgebaut.

 


Nach dem Verlust seiner ersten Frau, Anastassija Romanowna Sacharjina, im Jahre 1560, des einzigen Menschen nach seiner Mutter, den er wirklich liebte, schlug Iwan IV. vor versammeltem Hofstaat den Kopf gegen die Wand, bis er blutete, schrie und tobte wie ein Rasender. Seine Gemütsschwankungen, seine Launenhaftigkeit und sein Jähzorn, auch gegen sich selbst, traten damit deutlicher denn je zutage. 

 

                                                                  Betender Iwan

Iwan heiratete nach seiner zweiten Frau innerhalb eines Zeitraums von neun Jahren (1571–1580) noch mehrere Male. Diese Ehefrauen starben entweder eines ungeklärten Todes oder wurden von ihm verstoßen und in Klöster verbannt. Aus seinem tiefen Misstrauen heraus, das auch vor seinen Gemahlinnen nicht haltmachte, belauschte er diese im Schlaf in der Hoffnung, dass sie reden und ihre wahre Meinung über ihn verraten würden.

 

             Iwan der Schreckliche mit seinem erschlagenen Sohn. Gemälde aus dem Jahr 1885

 

Zwischen 1563 und 1575 ordnete Iwan neun Massenexekutionen an. Die mit der Durchführung betrauten Neugegründeten Opritschniki verbreiteten Schrecken im ganzen Land und waren Handlanger des Zaren bei der Ermordung Tausender. Die Mitglieder der Opritschniki dienten sowohl als Leibwächter als auch als Spitzel, Häscher und Henker. Sie unterstanden dem Zaren unmittelbar.


Iwan IV. setzte die Moskau-Kasan-Kriege fort. Im Dezember 1547 erfolgte nach den jährlichen Bedrohungen Moskaus durch die einfallenden Tataren sein erster Feldzug gegen Kasan, dem im November 1549 ein weiterer folgte, beide waren allerdings zu schwach ausgestattet. Im Jahr 1551 wurden in Moskau detaillierte Pläne für die endgültige Einnahme von Kasan ausgearbeitet und dazu ein starkes Heer aufgestellt. 

 

                                                   Handschriften von Iwan

 

 

Iwan IV. eröffnete am 16. Juni 1552 einen neuen Feldzug gegen den Krim-Khan Devlet I. Giray und das Khanat von Kasan. Nachdem er die Krimtataren vor Tula erfolgreich zurückgeschlagen hatte, wandte sich seine Streitmacht nach Osten. Am 30. August begann er die Belagerung von Kasan, die durch Rammböcke, Minenkrieg und 150 Kanonen unterstützt wurde. 

 


Die Wasserversorgung der Stadt wurde blockiert, ein letzter Sturm brachte am 2. Oktober die Übergabe der Stadt, ihre Befestigungen wurden eingeebnet und große Teile der Bevölkerung niedergemetzelt. Dem gefangenen Khan Jediger Machmet wurde 1553 der Übertritt zum Christentum auferlegt. 

 


Die Baschkiren mussten die russische Oberherrschaft zwei Jahre später akzeptierten. Durch die Siege über die Tataren stoppte der Zar die Raubzüge der Khanate Kasan im Nordosten Russlands und erschwerte die Angriffe von aggressiven Völkern aus Asien über die Wolga nach Europa.

                                                         Eroberung von Kasan 

Der Eroberung des Khanats von Kasan folgte 1556 jene des Khanats von Astrachan, dem Zentrum der Macht der Nogaischen Horde. Der russische Staat erhielt durch die Eroberungen neue Ländereien, konnte den Handel nach dem Süden (u. a. nach Persien) und Südwesten erweitern und dadurch einen Ausgangspunkt für den folgenden Vorstoß nach Sibirien schaffen.


 

Auf religiösem Gebiet wichtig war die anschließende Missionsinstruktion Iwan IV., die die Grundlage für die Missionsarbeit der orthodoxen Kirche unter den Tataren und einigen heidnischen Völkern des Wolgagebiets bildete. Sie wurde dem ersten Bischof von Kasan, Guri (1555–1563), übertragen und war von zahlreichen Klostergründungen begleitet.


 

Livländischer Krieg


Mit Iwans Versuchen, einen Zugang zur Ostsee zu schaffen, begann der internationale Aufstieg Russlands und dessen Mitgestaltung der Belange der europäischen Staaten. Im Spätherbst 1557 führte Iwan eine 40.000 Mann starke russische Armee über die Grenze und griff im Januar 1558 Livland an. 

 


Am 11. Mai 1558 gelang den Russen mit der Eroberung von Narwa der direkte Zugang zur Ostsee, am 18. Juli marschierten Truppen unter Fürst Peter Schuiski nach kurzer Belagerung in die Stadt Dorpat ein. Im folgenden Jahr gelang noch die Einnahme von Fellin, große Teile Livlands waren bereits in russischer Hand. Nach der Bildung einer feindlichen Koalition, die König Sigismund II. August von Polen anführte, ruhte der Krieg für mehrere Jahre.


                                                        Iwan und Anastasia



Erst im November 1562 flammte der Krieg gegen Litauen neu auf, am 15. Februar 1563 gelang den Russen die Eroberung von Polozk. Während des anstrengenden Anmarsches auf die Grenzfestung Newel tötete Iwan IV. während eines durch Erschöpfung hervorgerufenen Anfalls den Fürsten Iwan Schachowskoi und beging damit den ersten bezeugten Mord.

 


Im März 1563 befahl der Zar erstmals Ermordungen, besonders des für ihn verräterischen Adels und ließ mehrere Mitglieder des Hauses Adaschew und Scheremetjew hinrichten. Im Juli 1564 ließ er Fürst Dimitri Owtschina-Obolenski erdrosseln. Fürst Andrei Kurbski, der Befehlshaber der russischen Truppen an der Westgrenze, verriet im April 1564 den Zaren und wechselte auf die Seite Polens über. Zusammen mit dem polnisch-litauischen Heer verwüstete der Fürst die russische Region Welikije Luki.

 


Am 3. Dezember 1564 verlegte Iwan IV. seine Residenz für 17 Jahre nach Alexandrow, einer Stadt im Norden Moskaus. Der Zar verdächtigte auch andere Bojaren des Verrates, gründete im Januar 1565 die Opritschnina (ein ihm ergebenes Sonderheer des niederen Dienstadels) und befahl eine zweite Welle von Massenexekutionen. Das Jahr 1568 stellte die schlimmste Zeit seiner Terrorherrschaft dar.

 


Die Handelsmetropole Nowgorod verdächtigte Iwan der Konspiration mit Polen-Livland. Am 6. Januar 1570 ritt Iwan der Schreckliche in Begleitung von Zarewitsch Iwan mit 1.500 Soldaten vor die Tore der Stadt und ließ über einen Monat hinweg die Bevölkerung massakrieren. 

 


Im Juni 1570 machte der Zar Prinz Magnus von Dänemark zum König von Livland. König Magnus wurde ein 25.000 Mann starkes Heer unterstellt, um für den Zaren Ländereien erobern zu können. 

 


Seine Verlobung mit einer Tochter des Fürsten Wladimir von Stariza sollte diesen dem Zarenreich verpflichten. Da Magnus ein doppeltes Spiel mit dem König von Polen führte und Reval nicht erobern konnte, schickte der Zar sein Heer nach Estland, um das Königreich wieder zu vernichten. Magnus entkam nach Riga zu den Polen.


                                               Zar Prinz Magnus von Dänemark



Die krimtatarische Kavallerie verwüsteten derweil wieder die südlichen Grenzgebiete Russlands. Am 24. Mai 1571 konnten die Krimtataren unter Khan Devlet Giray die Befestigungen an der Oka durchbrechen und Moskau in Brand setzen. Im folgenden Jahr erlitten sie jedoch bei einem erneuten Eroberungsversuch eine schwere Niederlage gegen die Russen unter Michail Worotynski in der Schlacht von Molodi und mussten ihre häufigen Plünderungszüge für eine längere Zeit einstellen.

 


 Politische Zwischenzeit.

Im Herbst 1575 trat der amtsmüde Iwan IV. überraschend zurück und übertrug die Regierung an Sajin Bulat, dem in Moskau ansässigen Vasallenkhan von Kasimow, einer Tatarenenklave an der Oka. Im Juli 1573 war Bulat konvertiert. 

 


 

Unter dem Namen Simeon Bekbulatowitsch war er zum ranghöchsten Günstling des Zaren aufgestiegen und kommandierte 1574 die russische Armee, welche beim Feldzug in Livland die Stadt Pernau angriff. Der abgedankte Zar zog sich unter dem neuen Namen Fürst Iwan von Moskau über ein Jahr aus dem Kreml zurück, übernahm aber Ende 1576 wieder die Macht.

 

                                                      Simeon Bekbulatowitsch

Im folgenden Jahr 1577 startete Iwan einen neuen Feldzug zur Eroberung von Livland. Im Herbst 1578 belagerte die russische Hauptmacht unter Fürst Iwan Bulgakow-Golizyn die Stadt Wenden und musste sich am 21. Oktober, von einem vereinigten Heer der Deutschen, Litauer und Schweden geschlagen, zurückziehen.  

 


Im Frühjahr 1579 fiel Polozk, im September 1580 Welikije Luki, und im August 1581 die Stadt Pskow an die zum Gegenangriff übergehenden Polen unter Führung von Stephan Báthory. Erst der Vertrag von Jam Zapolski vom 15. Januar 1582 beendete den Krieg, der die russische Expedition zur Ostseeküste endgültig zum Scheitern brachte. 

 

Durch diesen Vertrag musste der Zar die Stadt Polozk und Teile Livlands, die er seit dem Livländischen Krieg besetzt hielt, an die polnisch-litauische Krone abtreten. Der 1558 ausgelöste lange Krieg mit Polen-Litauen und Schweden ruinierte die Wirtschaft Russlands.

 


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