👻 👻 Leap Castle und die Geister👻
Leap Castle ist eine Burg in Coolderry im irischen County Offaly. Sie steht rund 7,5 Kilometer nördlich von Roscrea und etwa zehn Kilometer südöstlich von Birr in der Baronie Ballybritt.
Die Anlage ging aus einem irischen Tower House hervor, das im 17. Jahrhundert durch die Familie Darby vergrößert und ausgebaut wurde. Wie viele irische Adelssitze, die Eigentum englischer Familien waren, wurde auch Leap Castle im irischen Bürgerkrieg 1922 bis 1923 durch Gegner des 1921 geschlossenen Anglo-Irischen Vertrags stark beschädigt. Bis in die 1970er Jahre war die Burg eine Vollruine, ehe sie ab 1974 allmählich restauriert und wieder aufgebaut wurde.
Tower House
Das genaue Gründungsdatum der Anlage ist umstritten, es finden sich unterschiedliche Angaben zu ihrer Entstehung. Während manche Veröffentlichungen die ältesten Teile des Tower-House dem 12. Jahrhundert zuschreiben, gehen andere Quellen von einer Gründung im 14. Jahrhundert oder sogar erst im frühen 16. Jahrhundert aus.
Das
Tower House ersetzte eine ältere Befestigung, die auf einem den
keltischen Druiden heiligen Platz errichtet worden sein soll. Der
Standort war strategisch günstig, denn die Burg beherrschte damit den
Pass von den Slieve Bloom Mountains nach Munster. Er wird heute noch The
Leap genannt.
Die Annalen der vier Meister berichten von einem erfolglosen Versuch des Earls of Kildare, 1514 die Burg einzunehmen. Zwei Jahre später war sein gleichnamiger Sohn erfolgreicher. Eine von ihm bei der Belagerung verwendete Kanone verursachte großen Schaden am seinerzeitigen Hauptsitz der OʼCarrolls of Ely, der anschließend aber wieder aufgebaut wurde.
Nachdem 1532 der Clan-Chef Mulrony OʼCarroll gestorben war, entbrannte ein Kampf um die Nachfolge. Um ihre Interessen durchzusetzen, schreckten die Familienmitglieder nicht einmal vor Mord an engsten Verwandten zurück, doch niemand konnte sich lange an der Spitze des Clans behaupten.
1558 setzten die Burgherren ihren
Besitz in Brand, um zu verhindern, dass englische Truppen ihn nutzen
konnten. Trotzdem wurde Leap Castle von Soldaten unter Führung des Earls
of Sussex nach einer Belagerung eingenommen. Allerdings gelang es den
OʼCarrolls im darauffolgenden Jahr, die Burg zurückzuerobern, und sie
bauten die Anlage wieder auf.
Earls of Sussex
Von den claninternen Streitigkeiten der OʼCarrolls profitierte schlussendlich die englische Krone, die deren Herrschaftsgebiet zu Beginn des 17. Jahrhunderts unter ihre Kontrolle brachte. Leap Castle blieb aber Sitz der OʼCarrolls, denn 1629 wurde John OʼCarroll Burgherr.
Durch die Heirat von Finnola OʼCarroll mit dem englischen Offizier John Darby gelangte der Besitz Mitte des 17. Jahrhunderts an dessen Familie. 1664 erhielt John OʼCarroll die Burg zwar vorübergehend zurück, da er als Royalist loyal zu Karl I. gestanden hatte und auf diese Weise von dessen Nachfolger Karl II. entlohnt wurde, aber schon 1667 revidierte der englische König seine Entscheidung, und Leap Castle wurde wieder an die Darbys gegeben. Sie blieben bis ins 20. Jahrhundert die Eigentümer der Anlage.
Johns Nachfahre Jonathan Darby (IV.) veränderte der bestehende Tower House 1753 und ließ es durch Anbauten vergrößern. Er fügte im Norden und Süden kurze, zweigeschossige Seitenflügel an und gab der Anlage ein gotisches Aussehen.
Zudem erhielten alle Bauteile einen Zinnenkranz als oberen
Abschluss, und das nördlich der Burg stehende Priesterhaus aus der
jakobinischen Zeit wurde im georgianischen Stil verändert.
Admiral Henry DʼEsterre Darby war bis 1823 Burgherr; Porträt von Sir William Beechey, 1801Jonathans
(IV.) gleichnamiger Sohn erbte den vergrößerten Besitz und starb 1802
ohne Nachkommen.
Admiral Henry DʼEsterre Darby
Nachfolger war sein jüngerer Bruder, der spätere Admiral der Royal Navy Henry DʼEsterre Darby, der bei seinem Tod 1823 aber auch keine Kinder hinterließ. Und so kam Leap Castle an dessen Bruder John († 1834). Johns Sohn William Henry Darby starb 1880 und hinterließ die Burganlage seinem Enkel Jonathan Charles, der 1889 die englische Autorin Mildred Darby heiratete.
Royal Navy Henry DʼEsterre Darby
Sie war Anhängerin des Okkultismus, der zu jener Zeit in Mode war. Durch Veröffentlichungen von Spuk- und Gruselgeschichten über Leap Castle trug sie einen Gutteil dazu bei, dass sich der Ruf der Burg als von Geistern heimgesuchter Ort fest etablierte.
Auf Betreiben Mildreds wurden versteckte Bereiche bzw. Räume der Anlage wieder freigelegt und vermauerte Türen wieder geöffnet. So ließ sie zum Beispiel 1897 den Erdgeschosszugang zur Wendeltreppe wieder freilegen und diese von Müll und Schutt leerräumen.
Um 1900 entdeckten Arbeiter im zweiten Obergeschoss des Tower-House einen engen Raum in der Mauerstärke, der ein Loch im Fußboden besaß. Darunter lag ein versteckter Raum, in dem sich angeblich zahlreiche menschliche Knochen fanden. Bei seiner Räumung soll auch eine Taschenuhr aus den 1840er Jahren gefunden worden sein. Seither ranken sich blutrünstige Geschichten um dieses „Verlies“.
Als Jonathan Charles Darby sein Erbe antrat, gehörte ein 4.367 Acres (über 17,5 km²) großer Landbesitz zur Burg, allerdings übernahm er mit dem Erbe auch einige sehr hohe Zahlungsverpflichtungen.
Erschwerend kam hinzu, dass sein Großvater schon geraume Zeit nicht mehr in Leap Castle gewohnt hatte und nun teure Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten bezahlt werden mussten. Um seine schmalen Finanzen aufzubessern, erhöhte Darby deshalb die Pachten seiner Landpächter um 30 Prozent, was ihn bei diesen sehr unbeliebt machte.
Diese Unbeliebtheit des Engländers steigerte sich noch durch das irische Land, er war im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts, den irischen Unabhängigkeitskrieg 1919 bis 1921 sowie den sich daran anschließenden irischen Bürgerkrieg dabei.
Darby weigerte sich jedoch, die Erhöhung der Pachten zurückzunehmen, und war ebenso wenig bereit, Land an seine Pächter zu verkaufen. Ab 1921 zahlten diese deshalb keine Pacht mehr und wollten erst einlenken, wenn auch der Großgrundbesitzer Entgegenkommen zeigte.
Wie er später angab, sei sein Eigentum allein 1922 neunmal überfallen oder verwüstet worden. Wegen der unsicheren Lage verließ die Familie Leap Castle im April oder Mai 1922 und zog in den County Longford. Richard Dawkins, ein ehemaliger Soldat, wurde als Burgverwalter und Gärtner eingestellt, um auf das Anwesen achtzugeben, doch er konnte nicht verhindern, dass der Nordflügel von Leap Castle bei einer Brandstiftung durch sogenannte Irregulars am 30. Juli 1922 zerstört wurde.
Bei einem zweiten Übergriff nur einen Tag später wurden das Tower House sowie der Südflügel verwüstet und geplündert und anschließend ebenfalls in Brand gesteckt. Seit jener Zeit war die Burg eine Ruine, ihre wertvolle Inneneinrichtung – wie zum Beispiel Chippendelmöbel aus Mahagoni- und Walnussholz, Silberwaren, viele Familienporträts, eine große Sammlung von Kurzgeschichten sowie noch unveröffentlichte Manuskripte von Mildred Darby – fast vollständig zerstört.
Der Burgherr zog deshalb vor Gericht, um
eine Entschädigung für den erlittenen Verlust zu erhalten, er bekam aber
lediglich 6.950 Pfund anstatt der von ihm geforderten 35.000 Pfund
zugesprochen. Wegen seiner anhaltenden Weigerung, Land an seine Pächter
zu verkaufen, wurde er im Oktober 1928 außerdem von der Irish Land
Commission zu einem großen Teil zwangsenteignet.
Nach dem Brand stand die Burg fast 70 Jahre lang leer. Der irischstämmige Australier Peter Bartlett erwarb die Ruine 1974 von Peter Gerrard und initiierte eine allmähliche Instandsetzung. Er baute den Torbau der Anlage wieder auf und begann mit der Restaurierung der Obergeschosse im Tower House. Nach seinem Tod im Jahr 1989 kaufte der australische Musiker Sean Ryan das Anwesen.
Sean Ryan
Er setzte die Wiederaufbauarbeiten des vorherigen Eigentümers gemeinsam mit seiner Frau Anne fort. Große Teile des Tower House und 75 Prozent des Südflügels sind mittlerweile wiederhergestellt. Die Ryans nutzen den südlichen Trakt als Wohnung, während der Nordflügel und das Priesterhaus noch auf ihren Wiederaufbau warten. Besichtigungen der Anlage sind nach vorheriger Vereinbarung möglich.
Sämtliche
Räume des Tower-House wurden – mit Ausnahme des zweiten Obergeschosses –
bis 2010 restauriert. Alle Stockwerke sind über eine steinerne
Wendeltreppe in der Südwest-Ecke des Turms miteinander verbunden. Im
Erdgeschoss ist der einstige Eingang an der Südseite noch gut zu
erkennen. Die Öffnung dient heute als Fenster.
Der tonnenüberwolbte Saal im ersten Geschoss besitzt einen großen Kamin in der Nordost-Ecke und eine wiederhergestellte Empore. Früher besaß er ein Gesims aus Stuck und einen Bodenbelag aus poliertem Schiefer sowie Sandstein, die wie schwarzer und weißer Marmor wirkten. Der große Raum im zweiten Geschoss wird aufgrund einer Legende Bloody Chapel (deutsch Blutige Kapelle) genannt.
Er besitzt in der Nordost-Ecke eine schmale Öffnung, die zu einem kleinen, engen Raum führt, der Oubliette genannt wird. In seinem Boden befindet sich eine viereckige Öffnung, die früher vermutlich mit einer Falltür verschlossen war und zu einem verborgenen Raum darunter führt.
Die lokale Überlieferung machte aus diesem ein Verlies, in das Gefangene der Burgherren hineingestoßen und dann einfach sich selbst überlassen (vergessen) wurden. Vermutlich handelt es sich aber eher um ein Versteck für wertvollen Besitz. Eine Tür in der Nordwest-Ecke des Raums führt zu einem Erker und einem schmalen Gang innerhalb der Nordmauer, von dem früher der Nordflügel der Burg erreichbar war.
Östlich des Wirtschaftshofs liegt ein rundherum von einer Mauer eingefasstes Gartenareal.
Sagen und Legenden.
Es ranken sich einige Sagen und Legenden um Leap Castle. Viele von ihnen handeln von blutigen Kämpfen oder hinterhältigen Morden.
Eine Gründungslegende liefert die Erklärung für den Namen der Burg. Zwei Brüder des OʼBannon-Clans stritten um die Position des Clanchefs. Um eine Entscheidung in der Auseinandersetzung herbeizuführen, wurde ein Wettstreit beschlossen: Sie mussten beide von dem hohen Felsen springen, auf dem später die Burg gebaut werden sollte. Nur einer der beiden Brüder überlebte den Sprung und wurde neuer Anführer der OʼBannons.
Nachdem die Anlage in den Besitz des Clans OʼCarroll übergegangen und 1532 sein Anführer Mulrony verstorben war, brachen langwierige Kämpfe um seine Nachfolgerschaft aus. Teig(h)e OʼCarroll soll in diesem Zusammenhang sogar seinen Bruder, einen Priester, ermordet haben, als dieser gerade eine Heilige Messe im zweiten Obergeschoss der Burg abhielt. Seither wird der dortige Raum Bloody Chapel genannt.
Eine weitere Sage beschäftigt sich damit, wie Leap Castle von den OʼCarrolls an die Familie Darby gelangte. Eine Tochter der OʼCarrolls verliebte sich in einen in der Burg eingekerkerten englischen Soldaten und half ihm, aus seinem Gefängnis zu entkommen. Auf der gemeinsamen Flucht der beiden wurden sie vom Bruder der Frau ertappt. Darby tötete ihn, und da die Tochter nun die einzige rechtmäßige Erbin der Burg war, gelangte sie nach der Hochzeit der beiden an die Familie des Bräutigams.
Geisterscheinungen:
Die
blutrünstigen und immer mit Todesfällen im Zusammenhang stehenden
Überlieferungen zur Burg trugen dazu bei, den Ruf der Anlage als
Spukschloss zu begründen und zu festigen. Leap Castle soll die am
häufigsten von Geistern heimgesuchte Burg Irlands oder gar der Welt
sein. Zu den zahlreichen Erscheinungen, die das Anwesen regelmäßig
aufsuchen sollen, zählen unter anderem:
Diverse Geister von
Menschen, die angeblich von den OʼCarrolls ermordet wurden, zum Beispiel
der von seinem Bruder getötete Priester und eine Frau
ein unter dem
Namen The Elemental bekannter Geist, der halb Mensch, halb Monster und
stets von dem abscheulichen Gestank von Verwesung und Schwefel begleitet
sein soll
die rote Dame genannte Gestalt einer schlanken,
großgewachsenen Frau in einem roten Kleid; ihr Auftauchen ist immer von
großer Kälte begleitet.
Emily und Charlotte, Geister zweier Mädchen,
die im 17. Jahrhundert auf Leap Castle gewohnt haben sollen und von
denen eines durch den Sturz vom Wehrgang umgekommen sein soll; die
beiden werden angeblich immer spielend im Saal der Burg gesichtet,
manches Mal in Begleitung ihrer Gouvernante.
Ein alter Mann, der am Kamin im Burgsaal sitzt, wird auch gesichtet.
Leap Castle wurde 2002 vom Team der britischen Erfolgssendung Most Haunted besucht und erforscht. 2006 war ein Team von TAPS vor Ort, um die angeblichen Spukuntersuchungen im Rahmen ihrer TV-Reihe Ghost Hunters International zu untersuchen.
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