Samstag, 29. Januar 2022

🙏Kloster Walkenried

🙏Kloster Walkenried

 
Das Kloster Walkenried ist eine ehemalige Zisterzienserabtei in Walkenried, gelegen am Südrand des Harzes nahe dem Dreiländereck Niedersachsen – Sachsen-Anhalt – Thüringen.

 

                                           Gotische Madonna im Walkenrieder Kreuzgang


Gründung

Im Jahr 1127 stiftete Adelheid (vermutlich eine Schwester des Grafen Berengar I. von Lohra) das dritte Zisterzienserkloster im deutschsprachigen Raum. Während einer Pilgerreise hatte sie Mönche des neugegründeten Zisterzienserklosters Kamp am Niederrhein kennengelernt und ihnen die Besiedlung ihres Landes angeboten. 

 

                                                       Grafen Berengar I. von Lohra

Der Bachlauf der Wieda und die unmittelbare Nähe zum Harz erfüllten die Standortkriterien der Zisterzienser: ausreichende Entfernung zu Siedlungen, Lage an einer Niederung mit Wasserlauf und Möglichkeit zur wirtschaftlichen Entfaltung, sodass der Gründungskonvent aus Kamp 1129 einzog und mit dem Bau der romanischen Kirche beginnen konnte. 


Der spätere Kaiser Lothar III. von Süpplingenburg bestätigte die Klosterstiftung 1132. Im selben Jahr wurde das erste Tochterkloster Pforta bei Naumburg gegründet. 1141 erfolgte die Gründung des zweiten Tochterklosters Sittichenbach bei Eisleben.

 


Ausgestattet mit wassertechnischem Know-how begannen die Mönche 1144 mit der Trockenlegung und Urbarmachung des Oberen Rieds in der Helmeniederung am südlichen Harzrand, der heutigen Goldenen Aue. 

 

 
 
Durch das Prinzip der Subsistenzwirtschaft, das straffe, zentralistische Ordnungsgefüge und weiteres Startkapital, vor allem durch Kaiser Lothar III. von Süpplingenburg wuchs das Kloster innerhalb kürzester Zeit.

 


12. bis 19. Jahrhundert

Die Blütezeit des Klosters lag im 12. und 13. Jahrhundert. Ab 1150 unterhielt Walkenried rund 30 Grangien und sechs Stadthöfe am südlichen, später auch am nördlichen Harzrand, sowie eine Grangie bei und einen Stadthof in Würzburg. 

 


 Es betrieb Bergbau und Verhüttung am Rammelsberg, bei Gittelde und im Harz. Neben der Agrarwirtschaft bildeten die Montanwirtschaft und später auch die Geldwirtschaft weitere wichtige wirtschaftliche Standbeine. 

 


Über zwei Jahrhunderte waren die Walkenrieder Mönche Berg- und Hüttenherren im Harz und besaßen umfangreiche Waldgebiete vor allem zur Herstellung von Holzkohle für ihre Kupferhütten. Das Kloster hatte sich zu einem mittelalterlichen Klosterkonzern entwickelt. 

 


Im 13. Jahrhundert lebten, beteten und arbeiteten rund 100 Chormönche und über 200 Konversen im Kloster. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Tätigkeiten wurde das Kloster Walkenried zu einem der reichsten und politisch bedeutendsten Klöster des Reformordens der Zisterzienser.

 


Die gotische Klosterkirche, eine der größten Kirchen Norddeutschlands, wurde nach rund achtzigjähriger Bauzeit im Jahr 1290 geweiht. Auch der Lesegang (der nördliche zweischiffige Kreuzgang) wurde fertiggestellt. Die gotische Klausur wurde nach rund 40 Jahren Bauzeit um 1330 vollendet.

 


Mitte des 14. Jahrhunderts begann der Niedergang. Das Walkenrieder Kerngeschäft des Montanwesens stagnierte durch die Krise im Oberharzer Bergbau, zudem kam die Agrarwirtschaft durch die Pest und durch ökologische Probleme in eine schwierige Situation. Zur Kompensation der wirtschaftlichen Einschnitte verlegte sich das Kloster auf die Zinswirtschaft.

 

 
Der Konvent sank im Jahr 1509 auf das kanonische Minimum von 12 Mönchen und einem Abt. Die Klosterkirche wurde in den Bauernkriegen 1525 stark beschädigt. Mehrere hundert aufständische Bauern stürmten das Kloster und brachten den hölzernen Dachreiter der Klosterkirche zum Einsturz, der daraufhin durch das Gewölbe fiel und ein Loch hinterließ, das nicht mehr abgedichtet wurde. 

 


Im Jahr 1546 trat das Ordenskapitel zur Reformation über. Mit der Gründung einer Lateinschule 1556 gab sich die Klosteranlage Walkenried eine neue Funktion.

 



1578 wurde die Verwaltung des Klosters von den Grafen von Hohnstein übernommen, 1593 fiel Walkenried an die Herzöge von Braunschweig und Lüneburg. Der Domkonvent von Halberstadt belehnte 1593 die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg mit der Grafschaft Hohnstein

 

Damit fielen Klostergebäude, verbliebene Ländereien und Schutzherrschaft an die neuen Landesherren. Heinrich Julius wurde Administrator. Der evangelische Konvent bestand formal noch weiter, bis er 1648 aufgelöst wurde. 

 


Von 1557 bis zu ihrer Schließung im Jahr 1668 befand sich eine Lateinschule im Kloster. Nach ihrer Schließung wurde die Klosterkirche für rund 150 Jahre als Steinbruch genutzt und es wurden mehrere Gehöfte innerhalb der Kirchenruine errichtet. 

 


Nur die Klausur blieb fast vollständig erhalten. Der weitere Abriss der Kirchenruine wurde 1817 verboten. Im Jahr 1876 fanden Renovierungsmaßnahmen im Kreuzgang und in der Klausur statt.

 


20. bis 21. Jahrhundert

Der Landkreis Osterode am Harz erhielt 1977 von der Eigentümerin der Klosteranlage Walkenried, der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, die Trägerschaft und leitete umfangreiche Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen ein. 

 


Archäologische Grabungen der niedersächsischen Landesdenkmalpflege begleiteten die Arbeiten. 1983 wurden die Walkenrieder Kreuzgangkonzerte ins Leben gerufen. Die Eröffnung des im Wesentlichen von Oberkonservator Reinhard Roseneck geprägten und gestalteten Zisterziensermuseums Kloster Walkenried folgte im Jahr 2006.


Im Rahmen eines Forschungsprojektes des niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (NLD) in Kooperation mit den Universitäten Heidelberg, Hannover und Göttingen sowie der Hochschule Hildesheim werden auf dem Gelände des Klosters zwischen 2020 und 2022 archäologische und bauhistorische Untersuchungen durchgeführt. 


Im Mittelpunkt stehen dabei die Baugeschichte der romanischen und gotischen Klosteranlage sowie die Nachnutzung der Klostergebäude in der frühen Neuzeit.  


 

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