Sonntag, 8. Oktober 2023

💀Rochester Spukschloss👸

💀Rochester Spukschloss👸

 


Die genaue Entstehung der Burg ist unbekannt. Vermutlich wurde kurz nach der normannischen Eroberung Englands 1066 eine erste königliche Burg mit Erd- und Holzbefestigungen auf bischöflichem Grund in der südwestlichen Ecke der befestigten Stadt Rochester errichtet. Im Domesday Book von 1086 wird die Burg erstmals erwähnt.



Während der Rebellion von 1088 gegen den neuen König Wilhelm II. eroberte der König das nahe gelegene Tonbridge Castle. Dort erfuhr er, dass Bischof Odo von Bayeux, einer der Führer der Rebellen, von Rochester nach Pevensey, einer Burg von Robert von Mortain unterwegs war. 

                                                         Bischof Odo von Bayeux
 

Der König reagierte rasch und konnte seine beiden Onkel Robert und Odo gefangen nehmen. Odo musste schwören, dass er die Besatzung von Rochester Castle zur Aufgabe bewegen würde, und der König sandte ihn mit einer kleinen Streitmacht zu der Burg. 

 


Als sie die Bürger von Rochester aufforderten, die Tore zu öffnen, machte die Burgbesatzung einen berittenen Ausfall, überwältigte die königlichen Soldaten und zog mit dem befreiten Bischof Odo im Triumph in die Stadt ein. Der erzürnte König begann unverzüglich mit der Belagerung von Rochester.

 


Er errichtete im Mai 1088 zwei Trutzburgen, die die Zuwege zur Stadt abriegelten. Nach einer mehrwöchigen Belagerung musste sich die Burgbesatzung mit Bischof Odo, Eustach von Boulogne und Robert of Bellême ergeben. Die Rebellen durften England mitsamt Pferden und Waffen verlassen, doch verloren sie ihre englischen Besitzungen und Titel.

 


Nach der Eroberung beauftragte König Wilhelm II. Bischof Gundulf von Rochester, die Burg als steinerne Befestigung neu zu errichten.

 

                                  König Wilhelm II. Bischof Gundulf von Rochester

 Die Burg blieb im 12. Jahrhundert weiter im Besitz der Erzbischöfe von Canterbury.
Als es im Herbst 1215 trotz der Anerkennung der Magna Carta durch König Johann Ohneland zu weiteren Spannungen zwischen den rebellischen Baronen und dem König kam, besetzte Ende September oder Anfang Oktober eine Streitmacht der Rebellen in einem Vorstoß von London aus die Burg. 

 

 

Der Constable Reginald of Cornhill, einst ein treuer Gefolgsmann von König Johann, öffnete ihnen die Tore. Die Rebellen ließen in der Burg eine starke Garnison von 95 Rittern und 45 Menschen unter William d’Aubigné zurück und zogen sich dann wieder auf London zurück.

 


König Johann war im September 1215 in Dover, wo er ausländische Söldner als Verstärkung für sein Heer erwartete. Als er von der Besetzung der Burg erfuhr, zog er unverzüglich mit einer kleinen Streitmacht nach Rochester und begann Anfang Oktober mit der Belagerung der Burg.
 


Zuerst griffen die königlichen Truppen die alte Brücke über den Medway an, wurden jedoch zurückgeschlagen. In einem Überraschungsangriff konnten sie am 11. Oktober die Stadt erobern, worauf sich die Rebellen in die Burg zurückzogen.


 

Die Brücke über den Medway wurde am 12. Oktober von den königlichen Truppen erobert und zerstört, damit war die Burg von Verstärkungen aus London abgeschnitten. König Johann begann eine erbitterte Belagerung der Burg, die er vom südwestlich der Burg gelegenen Boley Hill leitete. Die königlichen Truppen konnten rasch den Burghof erobern und begannen, mit fünf Belagerungsmaschinen den Keep zu beschießen.

 


Eine Entsatzarmee der Barone aus London unter Führung von Robert FitzWalter versuchte am 26. Oktober Rochester zu erreichen, zog sich allerdings bei Dartford vor der Übermacht der königlichen Truppen wieder zurück. 

 


Die Besatzung der Burg verfügte nur über knappe Vorräte, weshalb d’Aubigné verwundete oder kranke Mitglieder der Garnison aus dem Keep werfen ließ. Angeblich ließ ihnen König Johann Hände und Füße abhacken.

 


Der Hohlraum am Ende des Tunnels wurde mit dem Fett der Schweine als Brennstoff gefüllt und angezündet. Die hölzernen Abstützungen des Tunnels verbrannten, worauf der südöstliche Eckturm des Keeps einstürzte. Die Verteidiger zogen sich in den nördlichen Teil des Keeps zurück und setzten ihren Widerstand fort. Da sie jedoch nur noch unzureichende Vorräte hatten, ergaben sie sich am 30. November.
 


Unter König Heinrich III. wurde der Keep zwischen 1221 und 1231 wieder aufgebaut. Während seiner Herrschaft hielt sich der Königshof mehrmals in Rochester auf, weshalb im Burghof eine neue Wohnhalle sowie weitere Wohngebäude errichtet wurden. Während des zweiten Kriegs der Barone wurde die Burg erneut belagert, diesmal von den rebellischen Baronen. Die Belagerung begann am 17. April 1264.


Der Innenraum des Keeps, links ist die Arkadenwand erkennbar, die das Hauptgeschoss unterteilte

 

Die ersten beiden Angriffe Montforts wurden zurückgeschlagen, doch im dritten Versuch gelang seinen Truppen am 18. April der Durchbruch, als sie im Schutz des Rauchs einer mit brennbaren Stoffen beladenen Barke angriffen. Ein gleichzeitiger Angriff de Clares von Süden war ebenfalls erfolgreich, sodass sich Montfort und de Clare in der Stadt trafen. 

 


Die Armee der Rebellen plünderte die Stadt, selbst in der Kathedrale sollen dorthin geflüchtete Einwohner der Stadt von den Soldaten ermordet worden sein. Am nächsten Tag gelang den Rebellen die Eroberung des Burghofs, sodass die königliche Besatzung in den Keep flüchtete. 

 


Nach einer Kampfpause am Ostersonntag begann am Ostermontag der Angriff mit Belagerungsmaschinen, die die Burg eine Woche lang bombardierten. Vermutlich begannen die Belagerer nach dem Vorbild von König Johann auch mit der Unterminierung des Keeps, da dieser dem Beschuss standhielt. 


Als die Rebellen jedoch erfuhren, dass König Heinrich III. zusammen mit seinem Sohn Eduard und einer starken Armee zum Entsatz anrückte, brachen sie die Belagerung ab. Nur wenige Wochen später ergab sich die Besatzung jedoch nach der Niederlage des Königs in der Schlacht von Lewes.

 

Der halbrunde südöstliche Turm des Bergfrieds. Der ursprüngliche quadratische Turm wurde bei der Belagerung von 1215 zerstört

Auch die weniger bekannte Belagerung von 1264 ist außerordentlich gut dokumentiert. Neben den zeitgenössischen Chroniken sind auch Belege des Schatzamtes erhalten, durch die der Verbrauch an Lebensmitteln der Besatzung belegt ist.
Die Beschädigungen von 1264 hatten bleibende Wirkung. 

 


Die Wohnhalle und die königlichen Gemächer wurden nicht wieder aufgebaut, und der langsame Verfall der Burg begann. 1281 wurden die Ruinen der ausgebrannten Gebäude vollständig abgerissen. 

 


1314 wurde Elizabeth de Burgh, die in englischer Gefangenschaft befindliche Frau des schottischen Königs, kurzzeitig in der Burg gefangen gehalten. 1363 galt die Burg als stark vernachlässigt, sodass König Eduard III. eine umfassende Renovierung der Anlage beschloss. 

 

                                                                Elizabeth de Burgh

 

Zwischen 1367 und 1370 wurde die Burg renoviert und die beiden Türme an der östlichen Ringmauer errichtet, was £ 2262 kostete. Zwischen 1383 und 1393 wurde eine neue steinerne Brücke über den Medway erbaut. 

 


Zur Sicherung der Brücke ließ König Richard II. im Nordwesten der Burg einen bastionsartigen Turm errichten, der weitere £ 500 kostete.
Besonders die Geschichte der Burg zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert ist nur lückenhaft überliefert. 

 


Die Burg hatte ihre militärische Bedeutung verloren und verfiel. 1599 erlaubte Königin Elisabeth I. den Abriss von Teilen der Ringmauer, damit mit den Steinen die Küstenbefestigung Upnor Castle verstärkt werden konnte. 1610 verkaufte König Jakob I. die Burg an Sir Anthony Weldon

 

                                                           Königin Elisabeth I.

 

1621 wurde der Keep letztmals für eine Verhandlung eines Assisengerichts genutzt. Im Gegensatz zu vielen anderen Burgen hatte Rochester Castle auch während des englischen Bürgerkriegs keine militärische Bedeutung mehr und entging deshalb der Schleifung nach Kriegsende. 

 


                                                                             Plan ab 1866

 

Vermutlich wurde der Keep jedoch vor 1660 durch einen Brand zerstört, auch wenn es dafür keine Belege gibt. Als Samuel Pepys 1665 die Burg besuchte, schildert er sie als verfallen und zerstört.

 

                                                                         Samuel Pepys

 

Die Ruine des Keeps diente seit dem 18. Jahrhundert als Motiv für viele Gemälde. 1870 pachtete und 1884 kaufte die Stadt Rochester die Ruine von ihrem damaligen Besitzer, dem Earl of Jersey. Im ehemaligen Burghof wurde ein öffentlicher Park, der Castle Gardens, angelegt. 

 

                                                                     Earl of Jersey

 

Bis 1904 erfolgte eine Restaurierung der Ruine. 1965 übernahm das Ministry of Works die Verwaltung des Keeps, der 1984 English Heritage übergeben wurde. Seit 1995 verwaltet die City of Rochester, die 1998 im Borough of Medway aufging, die gesamte Burganlage.

 


Die Geister:
 


In de Montforts Armee befand sich ein Ritter namens Gilbert de Clare. Er war der abgelehnte Verehrer von Lady Blanche de Warrene, die sich nun mit ihrem Verlobten, Sir Ralph de Capo, im Schloss versteckt hatte. Eine Woche lang wurde die Burg durch Steinwurfmaschinen schwer beschädigt. 

 

                                                             Gilbert de Clare

Dann wurde mit dem Bau eines Minenstollens begonnen. Dies hätte die Mauern zum Einsturz gebracht und die Eroberung der Burg zur Folge gehabt, wenn de Montfort nicht zu einem hastigen Rückzug gezwungen gewesen wäre, als die Nachricht kam, dass der König mit einer Armee im Anmarsch sei. 

 


Plötzlich öffneten sich die Burgtore und Sir Ralph, ermutigt durch die Nähe der Streitkräfte des Königs, führte seine Mitverteidiger bei der Verfolgung der sich zurückziehenden Rebellen an.

 


Lady Blanche de Warrene beobachtete das Gefecht von den südlichen Zinnen der Burg aus und verspürte zweifellos einen Anflug von Erleichterung, als sie ihre Verlobte zum Tor zurück galoppieren sah. 

 

                                                                Lady Blanche

 

Unglücklicherweise war es tatsächlich der heimtückische Sir Gilbert de Clare, der, nachdem er einen Wappenrock angelegt hatte, der mit dem von Sir Ralph identisch war, unangefochten in die Burg reiten und zu den Stadtmauern klettern konnte, wo er Lady Blanche gefangen nahm.

 


In diesem Moment blickte Sir Ralph von den Kämpfen auf und sah, wie sein Geliebter gegen einen brutalen Angriff ankämpfte. Er ergriff den Bogen eines Bogenschützen, zielte und feuerte einen Pfeil hoch in die Luft. 

 


Tragischerweise prallte es von de Clares Rüstung ab und tötete Blanche. In dieser Nacht sah man ihren Geist über die Zinnen schreiten, während der Pfeil immer noch aus ihr herausragte. 

 


Seitdem ist sie ihren eingetretenen Weg gegangen, eine verlassene Gestalt, deren dunkles Haar, das im Wind weht, einen lebendigen Kontrast zum strahlenden Weiß ihres Kleides bildet.

                                Die westliche, teils noch um 1088 errichtete Ringmauer





 

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