Sonntag, 14. Januar 2024

💀Salem die Hexenstadt👻

💀Salem die Hexenstadt👻
 

 

 

Die Hexenprozesse von Salem (Salem witch trials) im Jahr 1692 bildeten den Beginn einer Reihe von Verhaftungen, Anklagen und Hinrichtungen wegen Hexerei in Neuengland. 

 

Ausgrabungszustand des Pfarrhauses von Samuel Parris in Salem Village (heute Danvers) im Mai 2006 – hier begannen die Hexerei-Anschuldigungen

 

Die Hexenverfolgung begann in dem Village Salem, nahe der Stadt Salem. In ihrem Verlauf wurden 19 Beschuldigte hingerichtet, 55 Menschen unter Folter zu Falschaussagen gebracht, 150 Verdächtigte inhaftiert und weitere 200 Menschen der Hexerei beschuldigt.

 

                                     Schild an der Ausgrabungsstätte des Pfarrhauses

 

Der Historiker Clarence F. Jewett erstellte in seinem Buch The Memorial History of Boston: Including Suffolk County, Massachusetts 1630–1880 (Ticknor and Company, 1881) eine Liste von Opfern der Hexenverfolgung in Neuengland vor 1692. Zitat:

 

 

Tituba, eine der ersten Beschuldigten der Salemer Hexenprozesse
(Illustration von 1878)

 

1647 Alice Young, in Hartford (Connecticut) — 1648 Margaret Jones, aus Charlestown (Massachusetts), in Boston — 1648 Mary Johnson, in Hartford — 1650? Ehefrau von Henry Lake, aus Dorchester (Massachusetts) — 1650? Mrs. Kendall, aus Cambridge (Massachusetts) — 1651 Mary Parsons, aus Springfield (Massachusetts), in Boston — 1651 Goodwife Bassett, aus Fairfield (Connecticut) (Goodwife war eine höfliche Anrede für Frauen mit niedrigerem sozialem Rang als dem einer Mistress) — 1653 Goodwife Knap in Hartford — 1656 Ann Hibbins in Boston — 1662 Goodman Greensmith in Hartford (Goodman war eine höfliche Anrede für Männer mit niedrigerem sozialem Rang als dem eines Misters) — 1662 Goodwife Greensmith in Hartford

 

Tödliche Folter von Giles Corey am 19. September 1692
(Illustration von 1923)

 

— 1688 Ann Glover (Goody Glover, Goody war eine Abkürzung von Goodwife) in Boston.
Im Jahre 1689 war der Erweckungsprediger Samuel Parris zum ersten unabhängigen Leiter der streng puritanischen Gemeinde von Salem ernannt worden. Der Schwerpunkt seiner Predigten lag auf dem Kampf zwischen Gottes auserwähltem Volk und dem Satan. 

 


                                                       Hexenprozess in Salem

 

Im Winter 1691/92 begannen sich seine Tochter Elizabeth „Betty“ Parris und seine Nichte Abigail Williams auffällig zu verhalten, insbesondere seltsam zu sprechen, sich unter Dingen zu verstecken und auf dem Boden zu kriechen. Keiner der bestellten Ärzte konnte das Leiden der Mädchen medizinisch erklären. 

 

 

Der Arzt William Griggs vermutete nach eingehender Untersuchung und dem Ausschluss aller damals bekannten psychischen Störungen, dass sie vom Teufel besessen sein könnten. Die Mädchen schienen von der unsichtbaren Hand des Teufels verrenkt zu werden. Abigail und Elizabeth bestätigten dies, indem sie schilderten, wie sie durch unsichtbare Hände gequält würden. 

 


Parris griff diese Erklärung sofort auf und meinte, dass die Stadt vom Satan besetzt worden sei. Ein Heer von kleinen Teufeln stehe bereit, in die neue Siedlung einzudringen. Elizabeth berichtete, dass Satan versucht habe, sich ihr zu nähern. Da sie ihn abgewiesen habe, schicke er nun seine Handlanger, die Hexen. 

 

 

Ein Mittel, den Angriff Satans abzuwehren, war, die Hexen zu identifizieren und zu benennen. Neben den beiden Mädchen Betty und Abigail nannten auch Ann Putnam, Betty Hubbard, Mercy Lewis, Susannah Sheldon, Mercy Short und Mary Warren Namen von Personen, die die Mädchen angeblich verhext hatten.



 


Sie beschuldigten zunächst Sarah Good, Sarah Osborne und Tituba. Jede der genannten Frauen war eine Außenseiterin der Gesellschaft. Sarah Good war eine stadtbekannte Bettlerin, Tochter eines französischen Gastwirts; ihr wurden häufige Selbstgespräche nachgesagt. Sarah Osborne war eine bettlägerige ältere Frau, die die Kinder ihres ersten Mannes um ihr Erbe gebracht haben soll, indem sie es ihrem neuen Mann schenkte. 

 


 

Tituba (siehe Bild oben), die vermutlich von aus Guayana gekommenen Arawak abstammte, war eine Sklavin des Geistlichen Samuel Parris. Diese berichtete über Hexenversammlungen und behauptete, einige Namen im Buche Satans gesehen zu haben.

 

 

Die von indianischen Stämmen bedrohte Dorfgemeinschaft, die nach der Aufhebung des Bay-Colony-Vertrages von 1684 und dem Aufstand von 1689 ohne formale Regierung war, glaubte den Anschuldigungen.

 

 

Der breit angelegte Satanismus in den Anschuldigungen unterscheidet sich deutlich von den anderen Hexenverfolgungen im Lande. 

 

 

Einflussreiche Geistliche in New England waren mit den Hexenproben und -prozessen bei Kindern aus den schwedischen Hexenprozessen der 1660er und 1670er Jahren gut vertraut, sodass das Motiv des Teufelspaktes und der Hexenversammlungen aus Skandinavien stammen kann.

 

 

 

Hergang der Prozesse

 

 

 

Am 1. März 1692 wurden die beschuldigten Frauen inhaftiert. Es folgten Anklagen gegen weitere Personen: Dorcas Good, die vierjährige Tochter von Sarah Good, Rebecca Nurse, eine bettlägerige, religiöse Großmutter, Abigail Hobbs, Deliverance Hobbs, Martha Corey sowie Elizabeth und John Proctor. Ohne eine Regierung konnte aber kein Gerichtsverfahren eröffnet werden. 


Während der Haft starben Sarah Osborne und Sarah Goods neugeborenes Kind, weitere Inhaftierte wurden krank. Gegen Ende Mai kam der vom englischen König eingesetzte Gouverneur Sir William Phips nach Salem, um eine Anhörung durchzuführen.

 

                                                Gouverneur Sir William Phips

 

Das Gericht verhandelte ungefähr einmal im Monat neue Fälle. Bis auf eine Ausnahme wurden alle Beschuldigten wegen Hexerei zum Tod verurteilt. Verurteilte, die sich schuldig bekannten und weitere Verdächtige nannten, wurden nicht hingerichtet. Aufgrund ihrer Schwangerschaft wurde die Hinrichtung von Elizabeth Proctor und Abigail Faulkner verschoben. 

 


Bei vier Hinrichtungen im Verlauf des Sommers wurden 19 Personen gehängt, darunter ein Geistlicher, ein Gendarm, der sich geweigert hatte, weitere der Hexerei Verdächtigte festzunehmen, und mindestens drei weitere bisher angesehene Persönlichkeiten. Sechs Hingerichtete waren Männer, die anderen meist verarmte Frauen höheren Alters.


 

 

Der achtzigjährige Bauer Giles Corey weigerte sich, sich als schuldig oder unschuldig zu bekennen. Das damalige Recht sah in solchen Fällen vor, den Angeklagten durch Folter zu einem Bekenntnis zu bringen, ohne das kein Prozess stattfinden konnte. Dies wurde im englischen Common Law als Peine forte et dure bezeichnet. 

 

 

Die Folter war aber nicht als Strafe an sich gedacht, da der Angeklagte weiterhin als unschuldig galt. Am 19. September 1692 starb Gilles Corey, nachdem er drei Tage mit immer schwereren Steinen zerquetscht worden war.

 



Während der Hexenprozesse in Salem wurde die Ernte nicht eingebracht und Rinder vernachlässigt. Sägemühlen standen still, weil entweder die Eigentümer vermisst wurden, ihre Arbeiter verhaftet waren oder sie Gefängnisse und Prozesse besuchten. Einige Angeschuldigte flüchteten. Der Handel kam fast zum Erliegen, während die Bedrohung durch Indianer im Westen blieb.

 

 

Am 22. September 1692 wurden die letzten acht Personen durch Hängen hingerichtet, darunter Martha Corey und fünf weitere Frauen.

 


Unter der Führung von Increase Mather legten Bostoner Geistliche am 3. Oktober 1692 einen Einspruch mit dem Titel Cases of Conscience Concerning Evil Spirits ein. 

 

                                                              Increase Mather

Darin stellte Mather fest, es sei besser, wenn zehn verdächtigte Hexen entkämen, als wenn eine unschuldige Person verurteilt würde. Die Hexenprozesse endeten im Januar 1693. Im Frühjahr des Folgejahres wurden die letzten Verhafteten freigelassen.
 

 


Die Engländer, die sich ab 1628 in Salem niederließen, wollten dort als Gottes auserwähltes Volk das Neue Jerusalem bauen. Es sollte eine Theokratie werden mit der Bibel, insbesondere den mosaischen Gesetzen, als Gesetzbuch. 

 

 

Hexerei war ein todeswürdiges Verbrechen, was die Puritaner in ihrer Gesetzgebung von 1641 und 1648 festschrieben. Damit standen sie in der Tradition der Gesetzgebung in ihrem Herkunftsland. Das Gesetz bezog sich direkt auf Exodus 22,17 EU, wo die Tötung von Hexen angeordnet wird. 

 

 

Das halbe Dorf bestand aus Bauern, die den Geistlichen Samuel Parris in seinem Bestreben unterstützten, sich von der Stadt Salem loszulösen und eine selbstständige Gemeinde zu bilden. Die andere Hälfte der Dorfbewohner wollte Teil der Stadtgemeinde bleiben und die Handelsbeziehungen aufrechterhalten und verweigerte dem Geistlichen und seiner Familie die finanzielle Unterstützung. 

 

 

Zusätzlich hatten eine Reihe von aus Maine und New Hampshire vor Indianerattacken Geflüchteter in Salem bei Verwandten Unterschlupf gefunden und brachte Horrorgeschichten darüber mit. Als Ergebnis war Salem 1691 ein Pulverfass, und die Reihe von scheinbar besessenen jungen Mädchen war der Funke, der es zur Detonation brachte.

 

 

Zu den Gründen für die schlagartige Hexenverfolgung in Salem gibt es verschiedene Theorien. Die verbreitetste ist, dass die seit 1630 mit wenigen königlichen Einmischungen die Massachusetts-Bay-Kolonie regierenden Puritaner eine religiös geprägte massenhysterische Wahnvorstellung entwickelt hätten. Diese Darstellung gilt heutigen Experten als zu stark vereinfacht. Andere Theorien umfassen Kindesmisshandlung, Wahrsagerei und fehlgeleitete Experimente.

 


Auch durch Mutterkorn verseuchtes Getreide und daraus resultierende Fälle von Ergotismus mit Wahnvorstellungen wurden als Ursache vermutet, so in einem Artikel der Psychologin Linnda Caporael in Science 1976. Dieser Hypothese wurde noch im selben Jahr widersprochen und wird mehrheitlich nicht als überzeugende Erklärung angesehen. Weiter kommt auch eine Intrige der Familie Putnam gegen die Familie Porter in Frage.

 


Außerdem gab es große Spannungen innerhalb der puritanischen Gesellschaft. Sie hatte ihren Gründungsvertrag in der Glorious Revolution von 1688 verloren und sah einer ungewissen Zukunft entgegen. Die Siedler waren ständigen Angriffen durch Indianer ausgesetzt und konnten nicht auf englische Hilfe hoffen. 

 

 

Die Verteidiger mussten aus den Reihen ihrer jungen Männer gestellt werden, und im „König Philips Krieg“ genannten Indianeraufstand im Jahre 1675 war die Bevölkerung dezimiert worden. Jeder zehnte Siedler in Neuengland verlor sein Leben bei Indianerangriffen. Obwohl dieser Krieg zu Ende war, blieben Indianerangriffe eine ständige Bedrohung. 

 


Neuengland wurde mehr und mehr zu einer Handelskolonie. Aus soziologischer Sicht handelte es sich um einen gewaltsamen Protest der pietistischen am traditionellen gottesfürchtigen Lebensstil hängenden Landbevölkerung gegen die neue Kaufmannschaft, die weltoffener war und gut verdiente. 

 


Auch der Wertekanon zwischen diesen Gruppen war sehr verschieden. Die Mädchen, die die Angriffe Satans schilderten, waren Mitglieder der Landbevölkerung und beschuldigten häufig Frauen aus dem gutsituierten Handelsstand.

 


Carol Karlsen untersuchte den Zusammenhang zwischen Hexenverfolgung und der Stellung der Frau. Sie betonte, dass zu dieser Zeit in New England viele Frauen ihr ererbtes Vermögen selbständig vor Gericht verteidigten. Sie meint, dass eine nicht geringe Zahl solcher selbständiger Frauen in einer streng patriarchalischen Umgebung provozierend gewirkt habe.

 


 

Mary Beth Norton („In the Devil's Snare“) vertritt die These, dass wahrscheinlich mehrere oder alle angeführten Punkte eine wichtige Rolle spielten. Salem und der Rest Neuenglands waren durch häufige Indianerangriffe bedroht, welche Angst auslösten und daher in großem Maße zu der Hysterie beitrugen. 

 

 

Sie vermutet, dass die meisten angeklagten Hexen und betroffenen Mädchen enge gesellschaftliche oder persönliche Bindungen zu den Opfern der Indianerangriffe der vorigen 15 Jahre hatten. Die Ankläger erwähnten häufig einen „schwarzen Mann“, diskutierten Treffen der Hexen mit Indianern und beschrieben Folterbilder aus Geschichten über Entführungen durch Indianer.

 

 

Ferner hatten die puritanischen Geistlichen seit dem „König-Philips-Krieg“ behauptet, die Indianer stünden mit dem Teufel und Hexerei in Verbindung. In bis zu fünfstündigen glühenden Predigten stellten sie die amerikanischen Puritaner als eine Armee Gottes dar, die von Satan und seinen Dämonen bedrängt wird. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Puritaner Indianer mit dem Teufel assoziierten. 

 

 

Indianerangriffe sahen sie als Versuche des Teufels an, die puritanische Gesellschaft zu zerstören. Mit all diesen Einflüssen waren die Puritaner im Jahre 1691 reif für eine Hexenhysterie.

 

 

Gemarterte Hexen: Das Haus mit den sieben Giebeln in Salem, Massachusetts, ist bekannt geworden durch das gleichnamige Buch von Nathaniel Hawthorne: Es wurde von Hawthornes Cousine bewohnt und inspirierte ihn zu der Geschichte über zwei verfeindete Familien: Die Pyncheons leben auf dem Anwesen, nachdem einer ihrer Vorfahren den eigentlichen Besitzer der Hexerei beschuldigte und so das Grundstück an sich reißen konnte. 

 


                                                                Hexenhaus

Salem selbst wurde wegen der Hexenprozesse 1692 berühmt, die in der Exekution von 19 vermeintlichen Hexen endeten. Die vermeintlichen Hexen sollen aus Rache bis heute in der Stadt ihr Unwesen treiben.


 

 


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen